südnordfunk #131 | Postkoloniale Spuren in Freiburg | Konflikt im Ostkongo
Wann: 1. April 16 Uhr & 4. April 11 Uhr
Wo: On Air 102,3 MHz | Livestream rdl.de
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Die koloniale Vergangenheit reicht ins Jetzt hinein. Das machte jüngts ein Besuch der Maka aus Kamerun in Freiburg deutlich. Die Gebeine ihrer Vorfahren lagern seit mehr als 100 Jahren in der Alexander-Ecker-Sammlung an der Universität Freiburg. Und nicht nur in Kamerun haben die deutschen Kolonialherren ihr Unwesen getrieben. Auch in Ozeanien, den Inseln nordöstlich von Australien. Bis heute lagern kulturelle Schätze von dort in der Ethnologischen Sammlung des Museums Natur und Mensch in Freiburg. Die Geschichte dieser Objekte wird aktuell erforscht.
Außerdem in der Sendung: Worum geht es bei dem aktuellen Konflikt im Osten der DR Kongo? Wir sprechen darüber, welche Ursachen die Kämpfe dort haben, wie es der Bevölkerung dort geht und welche Anzeichen für Frieden es gibt.

Die Magazinbeiträge
Ostkongo: »Die Unsicherheit ergibt einen Cocktail, der jederzeit explodieren kann«
Interviews mit Dr. Nene Morisho und Rouddy Kimpioka
So wirklich ruhig scheint es in der Demokratischen Republik Kongo, im Zentrum des Afrikanischen Kontinents, nie zu sein. Aber seit Anfang diesen Jahres ist die Situation im Osten des Landes weiter eskaliert. Eine bewaffnete Rebellengruppe, die M23, hat mehrere Städte in Ostkongo eingenommen. Nach Regierungsangaben sind dabei 7.000 Menschen gestorben, knapp 780.000 Menschen sind auf der Flucht. Mehr zur Lage im Interview mit dem Ökonom und Leiter des Pole Institute Dr. Nene Morisho und dem Sozialunternehmer und Aktivisten Rouddy Kimpioka - mit Lars Springfeld und Antonia Vangelista vom südnordfunk.
Besuch aus Kamerun: »Das, was man als Legenden hört, ist tatsächlich in Freiburg zu finden«
Beginn einer Repatriierung der Maka?
Vor über 100 Jahren unterwarfen die Deutschen die kamerunische Volksgruppe der Maka in einer kolonialen Aggression. Ihre Anführer wurden hingerichtet. Im März 2025 besuchten die heutigen Nachfahren erstmals ihre Ahnen – und sind dafür nach Freiburg gekommen. Der Grund: Die Gebeine von fünf ihrer Vorfahren liegen in Kartons verpackt in der Universität Freiburg. Seine Majestät Bertrand Efoudou der Dritte, Thronfolger der großen Cheferie der Maka und Chef der Delegation, der Germanist Dr. Richard Tsogang Fossi, wissenschaftlicher Begleiter der Delegation, und Heiko Wegmann von Freiburg postkolonial berichten vom Besuch der Maka in Freiburg. Jetzt gehe es darum, neue Formen von Beziehungen zu pflegen – beginnend mit der Repatriierung der Ahnen. Denn nur so können die Hingerichteten ihre verlorene Würde und Menschlichkeit zurückbekommen. Gleichzeitig stehen die Stadt Freiburg und die Universität in der Verantwortung, ihr kolonialrassistisches Erbe aufzuarbeiten. Ein Beitrag von Lars und Finn.
Aus Ozeanien und anderswo: die koloniale Geschichte der Ethnologischen Sammlung
Interview mit Nicole Landmann-Burhart
Ein Großteil der Ethnologischen Sammlung in Freiburg besteht aus kolonialen Exponaten, unter anderem aus Ozeanien. Einige dieser Objekte haben die beiden Marineoffiziere Walther Brandt und Paul Werber mitgebracht, die auf dem Schiff S.M.S Cormoran der kaiserlichen Marine stationiert waren. Wie genau sind die Sammlungsstücke nach Freiburg gekommen? Durch »alltäglichen« Handel, »Schenkungen« durch Indigene oder aktive Ausbeutung durch kriegerische Handlungen? Mit diesen Fragen hat sich ein Forscher*innenteam der Ethnologischen Sammlung beschäftigt. Anuk Oltersdorf vom südnordfunk spricht mit Nicole Landmann-Burkhardt, Leiterin der Ethnologischen Sammlung am Museum Natur und Mensch, über die kolonialen Bezüge der Kulturgüter aus Ozeanien und die Arbeit der Ethnologischen Sammlung insgesamt.