»Die gebaute Umwelt ist wichtig«
Interview über Kolonialismus und Aufarbeitung in Bremen
Die Nationalsozialisten haben Bremen »Stadt der Kolonien« getauft. Dieses Jahr erschien ein gleichnamiger Sammelband, der die 500-jährige Kolonialgeschichte der Stadt aufarbeitet. Die iz3w sprach mit den Herausgebenden Virginie Kamche vom Afrika Netzwerk Bremen e.V. und dem Historiker Norman Aselmeyer.
iz3w: Welche Orte in Bremen sind heute noch besonders deutlich vom Kolonialismus geprägt und in welcher Form zeigt sich das?
Norman Aselmeyer:Es gibt zum Beispiel das Überseemuseum. Die dortige Sammlung stammt größtenteils aus der Kolonialzeit. Der Gründer Hugo Schauinsland brachte damals von seinen »Reisen« das mit, was anschließend ausgestellt wurde. Das Museum bemüht sich heute darum, die Länder und Kulturen außerhalb kolonialer Etiketten darzustellen. Aber in manchen Bereichen behält das Überseemuseum koloniale Konturen.
Virginie Kamche:Ich denke an die Elefanten-Statue, auch weil wir dort jährlich am 11. August eine Gedenkveranstaltung für die Opfer des Völkermords in Namibia abhalten. Wichtig ist aber auch das Wandmosaik im Hauptbahnhof, an dem täglich Tausende Menschen vorbeigehen. Darauf werden die Versklavung, sowie der Anbau von Tabak in den europäischen Kolonien als eine ganz ‚normale‘ Arbeit dargestellt und somit romantisiert. Es wird überhaupt kein Kontext gegeben. Das sind eigentlich genau die Bilder, die so heute nicht mehr gezeigt werden sollten, weil sie Menschen auch unbewusst prägen und Machtverhältnisse reproduzieren.
Warum hat Bremen eine übergeordnete Rolle bei den kolonialen Bes