
Auf dem Weg zum Narco-Staat?
Der Drogenhandel befeuert die Bandengewalt in Costa Rica
Lange Zeit galt Costa Rica als eines der sichersten Länder Lateinamerikas. Aber seit einigen Jahren eskaliert die Gewalt der mit dem Drogenhandel verbundenen kriminellen Banden. Das Land steht an einem Wendepunkt.
Als die »Schweiz Zentralamerikas« wird Costa Rica häufig bezeichnet. Mit der eurozentrischen Beschreibung soll der Tatsache Rechnung getragen werden, dass das kleine Land mit rund fünf Millionen Einwohner*innen zwischen Nicaragua und Panama über Jahrzehnte ein relativ stabiler, demokratischer, wohlhabender und vor allem friedlicher Gegenpol zu seinen Nachbarländern war. So ging vielen Costa-Ricaner*innen selbst der Vergleich mit der Schweiz mit einem gewissen Stolz über die Lippen.
Als einziges Land Lateinamerikas hat Costa Rica die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts ohne Krieg, bewaffneten internen Konflikt, Putsch oder Diktatur überstanden. Nach einem kurzen Bürgerkrieg 1948 schaffte die neue Regierung die Streitkräfte ab. Der frei gewordene Etat floss in die öffentlichen Sicherungssysteme. Während Zentralamerika und die Karibik sich im Sog des internationalen Drogenhandels zu den Weltregionen mit den höchsten Mordraten entwickelten, galt Costa Rica lange als ein relativ sicherer Ruhepol.
Sprunghaft gestiegene Mordraten
Doch spätestens seit dem 2. Januar 2023 zeigt dieses Bild deutliche Risse. Die Hiobsbotschaft überbrachte Randall Zúñiga, Leiter der Gerichtlichen Ermittlungsbehörde (OIJ), als er die Kriminalstatistik für 2023 präsentierte. Die zählte mit 907 Morden einen Rekordwert und Anstieg um 38 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Mordrate pro Kopf betrug somit 17,2 auf 100.000 Einwohner*innen. Nach offiziellen Zahlen war das Land nach Honduras und Belize das drittgefährlichste Land Zentralamerikas und zugleich eines der gefährlichsten d