Grenzübergang zwischen Kolumbien und Ecuador bei der Rumichaca-Brücke.
Grenzübergang zwischen Kolumbien und Ecuador bei der Rumichaca-Brücke. Für Venezolaner*innen gibt es einen gesonderten Wartebereich | Foto: Lara Grothe

Ein heiliges Visum?

Migrationspolitik in Ecuador

Ecuador gilt als eines der jüngsten Auswanderungsländer. Wie auch in anderen Ländern Lateinamerikas ist der zentrale Grund die angespannte wirtschaftliche Lage. Aber es liegt auch an der Politik, dem Extraktivismus und der wachsenden Kriminalität. Wer es sich leisten kann und körperlich fit genug ist, wandert aus. Auf der Suche nach Unterstützung für das schwierige Unterfangen wenden sich manche an einen Heiligen.

von Lara Grothe

17.12.2024
Veröffentlicht im iz3w-Heft 406

Es klingt wie aus einem Reisekatalog: Über 600 Kilometer Pazifikküste mit ganzjährig warmem Klima und Palmen. Wer Glück hat, kann hier in der Mitte des Jahres Wale erspähen. Hohe Gebirgsketten mit Hunderten Lagunen und Dutzenden Vulkanen dominieren die Landschaft. Historische Altstädte laden zum Schlendern ein – zeugen aber auch von einer kolonialen Vergangenheit. Die Regen- und Nebelwälder haben mit ihren unzähligen Tier- und Pflanzenarten eine der höchsten Biodiversitäten der Erde. Etwa 18 Millionen Menschen leben auf einer Fläche, die etwas kleiner ist als Deutschland. Doch Naturschönheit und Sonnenschein zum Trotz: Nicht alle von ihnen wollen in Ecuador bleiben. Das Land ist derart von Krisen gebeutelt, dass, wer kann, das Glück woanders sucht.

Je nach Schätzung leben bis zu 1,5 Millionen Ecuadorianer*innen, das sind etwa acht Prozent, im Ausland, vor allem diejenigen im arbeitsfähigen Alter. Dieser Migrationsfluss wurde nicht nur durch die Bankenkrise zu Beginn des Jahrtausends und den Einbruch der Erdölpreise im Jahr 2014 angetrieben, sondern in den letzten Jahren auch durch die politische Lage. Viele der Dörfer und Städte, darunter auch die vier größten Städte Guayaquil, Quito, Cuenca und Ambato, wirken insbesondere mit Einbruch der Dunkelheit wie ausgestorben, aber auch tagsüber. Geisterstädte, wie man sie aus dystopischen Filmsettings kennt. Und da

Alle Beiträge lesen!

Weiterlesen mit Abo

Die Inhalte gehen uns nicht aus, Kreativität und Motivation auch nicht. Gemeinsam arbeiten wir an der finanziellen Stabilität. Sei dabei, abonniere die iz3w.

Abo-Varianten vergleichen Bereits Abonnent? Login
Unsere Inhalte sind werbefrei!

Wir machen seit Jahrzehnten unabhängigen Journalismus, kollektiv und kritisch. Unsere Autor*innen schreiben ohne Honorar. Hauptamtliche Redaktion, Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit halten den Laden am Laufen.

iz3w unterstützen