Ein heiliges Visum?
Migrationspolitik in Ecuador
Ecuador gilt als eines der jüngsten Auswanderungsländer. Wie auch in anderen Ländern Lateinamerikas ist der zentrale Grund die angespannte wirtschaftliche Lage. Aber es liegt auch an der Politik, dem Extraktivismus und der wachsenden Kriminalität. Wer es sich leisten kann und körperlich fit genug ist, wandert aus. Auf der Suche nach Unterstützung für das schwierige Unterfangen wenden sich manche an einen Heiligen.
Es klingt wie aus einem Reisekatalog: Über 600 Kilometer Pazifikküste mit ganzjährig warmem Klima und Palmen. Wer Glück hat, kann hier in der Mitte des Jahres Wale erspähen. Hohe Gebirgsketten mit Hunderten Lagunen und Dutzenden Vulkanen dominieren die Landschaft. Historische Altstädte laden zum Schlendern ein – zeugen aber auch von einer kolonialen Vergangenheit. Die Regen- und Nebelwälder haben mit ihren unzähligen Tier- und Pflanzenarten eine der höchsten Biodiversitäten der Erde. Etwa 18 Millionen Menschen leben auf einer Fläche, die etwas kleiner ist als Deutschland. Doch Naturschönheit und Sonnenschein zum Trotz: Nicht alle von ihnen wollen in Ecuador bleiben. Das Land ist derart von Krisen gebeutelt, dass, wer kann, das Glück woanders sucht.
Je nach Schätzung leben bis zu 1,5 Millionen Ecuadorianer*innen, das sind etwa acht Prozent, im Ausland, vor allem diejenigen im arbeitsfähigen Alter. Dieser Migrationsfluss wurde nicht nur durch die Bankenkrise zu Beginn des Jahrtausends und den Einbruch der Erdölpreise im Jahr 2014 angetrieben, sondern in den letzten Jahren auch durch die politische Lage. Viele der Dörfer und Städte, darunter auch die vier größten Städte Guayaquil, Quito, Cuenca und Ambato, wirken insbesondere mit Einbruch der Dunkelheit wie ausgestorben, aber auch tagsüber. Geisterstädte, wie man sie aus dystopischen Filmsettings kennt. Und da