Straight Outta Harlem
Rezensiert von Naima Soule
28.10.2024
Veröffentlicht im iz3w-Heft 405
»Die Banneker-Siedlung an der 129. Ecke Fred Doug ist nicht schön aber sie ist dein Zuhause.« Sidik Fofanas Debütroman Dünne Wände erzählt von der Gentrifizierung im New Yorker Stadtteil Harlem und von denen, die am meisten darunter leiden: marginalisierte, und hier vor allen Dingen Schwarze Menschen.
Fofanas Charaktere wohnen allesamt in der Banneker-Terrace-Siedlung, einem Wohnblock geprägt von Kriminalität, Gewalt und Armut: »Ein lang gezogener grauer Drecksbau, 25 Stockwerke, dreihundertnochwas Apartments. Vier Fahrstühle, die machen was sie wollen. Eine Waschküche mit Waschmaschinen, die nicht richtig waschen. […] [U]nd der Müllschacht, der nach vergammelter Milch stinkt.«
»Dünne Wände« erzählt die Geschichten von acht Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Alle acht kennen sich irgendwie. Alleinerziehende Mütter wie die von Swan; Ms. Dallas, die in einer Schule in New York arbeitet, welche kurz vor der Zwangsschließung steht; Dary, der es als homosexueller Schwarzer Mann im ‚Ghetto‘ schon schwer genug hat und den die Mieterhöhung in die Prostitution treibt. Oder der alte Mr. Murray, der die Modernisierung der Gegend gut findet, obwohl auch er die damit einhergehenden Nachteile erleidet.
Trotz dieser Unterschiede ist jede Figur nahbar. Das liegt auch an Fofanas ungewöhnlichem Schreibstil, der dennoch gut lesbar ist. So schreibt der junge Najee der Mutter seines Freundes einen Brief: »M1 leben ist jetz 1 müllhaufen, meine eigne mutter hat angst for mir. Will das jemand lesen? Ich glaup nich. Ich zereis den zettel wenn ich fertich bin.«
Es ist eine Geschichte voll mit Humor und Melancholie, darüber, was Ungleichheit bedeutet, wenn die, die am wenigsten haben, durch die Gier derer, die viel haben, vertrieben werden. Und es sind Erzählungen darüber, wie der Wille gehört, gesehen und verstanden zu werden eine Gemeinschaft dazu bringt, sich für den Einzelnen und für die Anderen einzusetzen.