Bruchstellen einer Revolution
Die Nelkenrevolution aus afrikanischer Perspektive
Die portugiesische Nelkenrevolution gilt als weitestgehend friedlicher Umbruch, der Demokratisierung und Dekolonisierung mit sich brachte. Aus Sicht der ehemaligen afrikanischen Kolonien war dieser Prozess jedoch um einiges vielschichtiger und ambivalenter. Literarische und filmische Werke zeigen diese Perspektiven.
2024 wird das 50. Jubiläum der portugiesischen Nelkenrevolution gefeiert und das mit gutem Grund. Das gedenkwürdige Ereignis sucht seinesgleichen in der Weltgeschichte: ein fast gewaltfrei verlaufener Militärputsch gegen eine Diktatur, der nicht etwa zur Machtübernahme des Militärs, sondern zur Demokratisierung des Landes führte.
»Der 25. April begann in Afrika!«
Als die portugiesischen Hauptmänner in den Morgenstunden des 25. Aprils 1974 zu den Waffen griffen, um das Regime de Estado Novo zu stürzen, waren sie müde vom langen Kolonialkrieg, der 1961 in Angola, 1963 in Guinea-Bissau und 1964 in Mosambik ausbrach, und den sie als sinnlos einstuften. Abgesehen von vier Todesopfern und mehreren Dutzend Verletzten verlief der Putsch weitestgehend gewaltfrei. Deshalb wurde er praktisch sofort als Revolution bezeichnet und sogar mit dem schönen Wort »Nelkenrevolution« belegt – nach den Nelken, die aus den Gewehrläufen der Soldaten ragten.
Die afrikanische Sicht
Natürlich war die Nelkenrevolution ein entscheidender Moment für die Erlangung der Unabhängigkeit der fünf portugiesischen Kolonien auf afrikanischem Boden – Angola, Guinea-Bissau, Kap Verde, Mosambik und São Tomé e Príncipe. Sie wird aber aus afrikanischer Sicht nicht als eigentlicher Grund für das Ende des Kolonialismus angesehen. Vielmehr seien es die Befreiungskriege gewesen, die einerseits zur Nelkenrevolution und andererseits zur Unabhängigkeit der afr