Yulian Kondur
Yulian Kondur | Foto: Council of Europe Office Ukraine

»Wer ist die moderne Ukraine?«

Wie der Krieg die Situation von Rom*nja in der Ukraine beein­flusst

Viele Rom*nja hatten schon vor der russischen Invasion in der Ukraine mit großen Hürden zur gesellschaftlichen Teilhabe zu kämpfen. Wie hat der Krieg ihre Situation verändert? Darüber sprach das iz3w mit Yulian Kondur von der ukrainischen Menschenrechtsorganisation Chiricli.

Das Interview führte Anni Eble

07.04.2025
Veröffentlicht im iz3w-Heft 408

iz3w: Wie würdest du die aktuelle Situation von Rom*nja in der Ukraine charakterisieren?

Yulian Kondur:Grundlegend gibt es viel soziale Ausgrenzung. Rom*nja haben einen erschwerten Zugang zu Bildung und zum Arbeitsmarkt und sind dadurch überproportional von Armut betroffen. So ist es auch in vielen Nachbarländern.

Spezifisch für die Ukraine ist die relativ starke Zivilgesellschaft und eine politisch aktive Rom*nja-Community. Der institutionell-rechtliche Rahmen ist relativ entwickelt und orientiert sich an europäischen Standards. Das Problem liegt bei der Umsetzung in die Praxis.

2024 wurden erstmals internationale Gelder zur Verbesserung der Situation von Rom*nja eingesetzt. Davor gab es zwar lokale Förderungen, aber lediglich für kulturelle Events und Veranstaltungen und nicht für humanitäre Hilfe und soziale Inklusion. Mit der Kriegsrealität hat sich das geändert und es gibt ein wenig mehr Verständnis für die humanitären Bedarfe vieler Rom*nja.

Rom*nja-Organisationen versuchen schon lange an einem sehr grundlegenden Level anzusetzen. Sie stellen Lebensmittel und Hygieneprodukte bereit, schaffen psychologische Unterstützung für Kinder und Frauen, organisieren Unterkünfte für Binnenvertriebene oder helfen beim Zugang zu offiziellen Dokumenten. Letzteres war tatsächlich schon vor der russischen Invasion ein großes Problem, mit dem Krieg fielen

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