Ein Kind hält ein Demobanner mit der Aufschrift Ich bekomme keine Luft
»Ich bekomme keine Luft« | Foto: John Perivolaris/Wikicommons

»Wir können nicht atmen«

Die griechische Zugkatastrophe war eine mit Ansage

Kürzlich aufgetauchte Audioaufnahmen belegen die Vertuschungsversuche der griechischen Regierung in Bezug auf die schwere Zugkatastrophe im Jahr 2023 in Tempi. Sie führen zu anhaltenden Massenprotesten gegen die Bahnprivatisierung und eine neoliberale Politik, welche die Bedürfnisse der eigenen Bevölkerung geringschätzt.

von Lea Kleinsorge

02.04.2025
Veröffentlicht im iz3w-Heft 408

Zwei Jahre ist es her, dass auf der Strecke zwischen Thessaloniki und Athen zwei Züge frontal miteinander kollidierten. 57 Menschen wurden dabei getötet, darunter viele junge Studierende. Die beiden Züge, ein Intercity und ein Güterzug, fuhren fast 20 Minuten auf demselben Gleis aufeinander zu, bevor sie zusammenstießen. Die beiden Züge waren aufgrund von Verschleppungen des Ausbaus der Haupttrasse auf der Nebenstrecke unterwegs – ohne moderne technische Sicherungssysteme.

Was die griechische Regierung im Anschluss ausschließlich als »Unglück« oder menschliches Versagen des Zugpersonals darstellen wollte, war weniger ein tragischer Vorfall als eine Katastrophe mit Ansage. Eine Katastrophe, welche erst durch das jahrelange Kaputtsparen und den Ausverkauf der Bahninfrastruktur in Griechenland ermöglicht wurde.

Es waren von Anfang an die Angehörigen, die Aufklärung vorantrieben

Schon Jahre vor der Katastrophe in Tempi machten Gewerkschaften auf die Sicherheitsrisiken der maroden Bahninfrastruktur aufmerksam. Immer wieder kam es in dieser Zeit zu kleineren und größeren Zwischenfällen. Diese wurden allerdings vom Staat ignoriert. Anstatt die Sicherheitsrisiken zu beheben, wurde die Griechische Bahngesellschaft 2017 an das italienische Bahn-Unternehmen »Ferrovie dello Stato Italiane« verscherbelt. Auf die Privatisierung folgten Stellenabbau und eine anhaltende Vernachlässigung der Infrastruktur.

»Kein Unfall, son

Alle Beiträge lesen!

Weiterlesen mit Abo

Die Inhalte gehen uns nicht aus, Kreativität und Motivation auch nicht. Gemeinsam arbeiten wir an der finanziellen Stabilität. Sei dabei, abonniere die iz3w.

Abo-Varianten vergleichen Bereits Abonnent? Login
Unsere Inhalte sind werbefrei!

Wir machen seit Jahrzehnten unabhängigen Journalismus, kollektiv und kritisch. Unsere Autor*innen schreiben ohne Honorar. Hauptamtliche Redaktion, Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit halten den Laden am Laufen.

iz3w unterstützen