Nach der Flut am Niger in Niamey | Foto: Gustave Deghilage

Klimakrise und Migration

Change Your Mind - Turn The Tide?

Es ist kein Geheimnis mehr: Es gibt starke kausale Zusammenhänge zwischen Flucht, Migration und der Klimakrise. Zwar spiegelt sich dies kaum in den Migrationsgesetzen der EU oder den Abkommen der UN wider, zumindest nicht in angemessenen Weise. Das pauschale Labeln von sicheren Herkunftsländern ignoriert den Tatbestand Klimaflucht komplett. Wer dessen Existenz und die Bedrohung der Klimakrise negiert, verschließt sich möglichen Wegen, damit umzugehen. Vor allem der Globale Norden wäre hier aufgrund seiner historischen Klimaverantwortung aufgerufen. Zum Beispiel, indem er sich mit neokolonialen Landnahmen, seinem neo-extraktivistischen Begehren nach Ressourcen und billiger Arbeitskraft im Globalen Süden auseinandersetzt.

Es ist ein schmaler Grat, vor der Klimakrise zu warnen und dabei nicht in populistische Muster zu verfallen, die vor einer Massenmigration warnen, um nationalistische Politik zu stärken. Dieses Dossier beleuchtet die Multikausalität zwischen Klimakrise und Migration. Gleichzeitig appelliert es an die Klimabewegung und an die COP28, die am 28. November 2023 in Dubai beginnt, den Kopf nicht in den Sand zu stecken. Turn the Tide: Das gelingt nur - wie der südafrikanische Umwelt- und Menschenrechtsaktivist Kumi Naidoo es fasst -  wenn der Werkzeugkasten im Klimakampf erweitert wird und Aktivismus die Betroffenen abholt und alle mobilisiert.

Fatale Gewöhnung

Graffiti zeigt Erde und spielt auf das Einhalten des 1,5 Grad Ziels an Klimakrise

Same procedure as every year?

Warum auf den Weltklimagipfeln alle verhandeln und die Temperaturen dennoch steigen

Es fehlt ein Fahrplan für den Ausstieg aus fossilen Energien wie Gas, Kohle und Erdöl. Für Millionen Menschen bleibt die Klimakrise vor allem im Globalen Süden eine tödliche Gefahr. Was ist vom Klimagipfel zu erwarten?

von Martina Backes

Frauen mit Gepäck auf einer Piste in Somalia

»Klimaflüchtling« und »Loss & Damage«

Klima­krise und Migration hängen zusammen. Komplex sind auch die recht­lichen Regelungen, Akteure und Institutionen, die Klima­flucht behandeln. Unser FAQ gibt einen Über­blick im Dickicht der Begriffe und Defini­tionen.

Foto eines Schiftzugs auf einer Mauer in Kos, Griechenland: No one is illegal mit einem Stern

Entmenschlicht

Die EU hat kein geltendes Recht, dass Menschen die aufgrund der Klima­krise fliehen, expliziert. Welche Zuschrei­bungen in der Debatte entmensch­lichen und lassen damit keine jurist­ische Lösung zu?

Auf dem Strand läuft ein Mann mit Wasserkanistern, im Hintergrund Holzboote, die Geflüchtete über den Seeweg aus dem Senegal wegbringen

Komplexe Realitäten

Sahel: Der Klima­wandel verschlimmerte schon vor 40 Jahren Dürren. Nun verschärft er Bodenerosion, Klima­flucht, ungewollte Migration und politische Instabilität.

Luftaufnahme der Küstengemeinde Anlo Beach in Ghana, Blick auf die teils überfluteten und zerstörten Häuser der Fischer

Wenn das Meer kommt

Anlo Beach ist eine von vielen Fischergemeinden an der Westafrikanischen Küste, die vom Klimawandel betroffen sind. Im November 2021 wurden Häuser von einer Sturmflut weggespült.

Mehr Bergbau in und für Europa?

Mit dem Critical Raw Material Act – einem EU-Gesetz zu kritischen Rohstoffen – werden Weichen für die Rohstoffpolitik. Was bedeutet das für die rohstoffreichen Länder des Globalen Südens und das Klima?

»Es gibt kein grünes Klima in Europa ohne Afrika«

Dass der Klimawandel von der Genfer Konvention bisher nicht als Fluchgrund anerkannt wird, liegt unter anderem daran, dass zu wenige Vertreter*innen aus dem Globalen Süden an den Verhandlungstischen sitzen. Das muss sich ändern, so eine der vielen Forderungen der Eine-Welt-Promotorin Sylivia Holzhäuer-Ruprecht.

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