Filmreihe zum feministischen Kampftag 2025
Seit über 100 Jahren streiten Frauen* am 8. März für ihre Rechte, für Sichtbarkeit und Solidarität. Mit dem Erstarken von demokratiefeindlichen Bewegungen weltweit erleben wir zugleich eine massive Bedrohung für die Rechte der Frauen*. In Kooperation mit engagierten Initiativen in Freiburg nehmen wir den 8. März zum Anlass, um im März und April wichtige Filme von Filmemacher*innen zu zeigen: international, multiperspektivisch, auch aus der Filmgeschichte, bis zu aktuellen Produktionen. Alle Menschen sind willkommen, Geflüchtete haben freien Eintritt.
Wir freuen uns, zum Filmprogramm die Ausstellung „Aufbruch“ von Saskia Derksen von 8. März bis 13. April in unserer Galerie zu zeigen.
Eine Veranstaltung des Kommunalen Kinos in Kooperation mit Cine Arab, FAIRburg, Feministische Geschichtswerkstatt, FemVer, FLUSS, Frauenhorizonte, Freiburger Lesbenfilmtage, fz* - feministisches zentrum und iz3w.
DIE UNBEUGSAMEN
Aus aktuellen Anlass zeigen wir den eindrucksvollen Dokumentarfilm DIE UNBEUGSAMEN. 630 Abgeordnete sitzen im neuen Parlament, unter ihnen sehr viele Ältere, Männer, Menschen ohne Migrationshintergrund. Der Anteil der Frauen ist auf 32,5 Prozent gesunken und junge Menschen sind im Bundestag ebenfalls unterrepräsentiert. Dominierend sind nach wie vor Jurist*innen, d.h. die Vielfalt der Gesellschaft wird auch bei den Berufen nicht abgebildet.
In den Anfangsjahren der Bonner Republik waren es zunächst Einzelkämpferinnen, die darauf bestanden, nicht nur als Wählerinnen, sondern auch als Politikerinnen ernst genommen zu werden. Seit den 1960er-Jahren wurden nach und nach immer mehr Frauen politisch aktiv. Mutige Frauen kämpften in der Bundesrepublik Deutschland darum, ihren Stimmen in der Politik Gehör zu verschaffen. Sie waren konfrontiert mit massiven männlichen Abwehrreaktionen, die von platten Vorurteilen bis zu offener sexueller Diskriminierung reichten. Wie ungeniert viele Männer Politikerinnen verhöhnten, beleidigten und bedrohten, wie frauenfeindlich das politische Establishment damals war, zeigen sorgsam ausgewählte und teilweise schockierende Archivaufnahmen. Sie zeigen aber auch, wie mutig, überlegt, kenntnisreich und humorvoll Frauen aller Parteien darauf reagierten.
D 2020 / OF / 99 Min. / Regie: Torsten Körner //
So 13.04., 18:00 / Mo 21.04., 15:00 // Kommunales Kino Freiburg
DIE UNBEUGSAMEN 2 – GUTEN MORGEN, IHR SCHÖNEN!
Regisseur Torsten Körner richtet in der Fortsetzung DIE UNBEUGSAMEN 2 – GUTEN MORGEN, IHR SCHÖNEN! seinen Blick auf die andere Seite des Eisernen Vorhangs und zeichnet ein lebendiges Gruppenporträt ostdeutscher Frauen aus den verschiedensten Gesellschaftsbereichen der DDR.
15 selbstbewusste Frauen erzählen, wie auch im Land der staatlich verordneten Gleichberechtigung trotzdem das Patriarchat regierte und schaffen damit ein kraftvolles Kaleidoskop der Geschlechterbeziehungen im Arbeiter- und Bauernstaat. Der Film bietet den beeindruckenden Lebensleistungen der ostdeutschen Frauen und ihrem Kampf um Chancengleichheit eine Bühne.
D 2024 / OF / 104 Min. / Regie: Torsten Körner //
Fr 18.04., 19:00 / So 20.04., 18:00 Kommunales Kino Freiburg
EINFACH MACHEN! SHE-PUNKS VON 1977 BIS HEUTE
Punk ist ein Versprechen – von Rebellion und Selbstermächtigung! „Nicht labern, machen!“ ist das Motto. Was zählt, ist die Idee und der Mut, sich auf eine Bühne zu stellen. Und das gilt ganz besonders für die Frauen der Szene: In Düsseldorf gründen sich Östro 430, in West-Berlin Mania D, später Malaria!, und in Zürich Kleenex, später LiLiput.
EINFACH MACHEN! SHE-PUNKS VON 1977 BIS HEUTE porträtiert Künstlerinnen, die 40 Jahre später immer noch oder wieder zusammen auf der Bühne stehen. Als Pionierinnen des deutschsprachigen She-Punk teilen Gudrun Gut, Beate Bartel, Bettina Köster, Sara Schär, Klaudia Schifferle, Martina Weith und Bettina Flörchinger ihre Erfahrungen und Geschichten. Trotz des unterschiedlichen Sounds der Bands und ohne es damals zu wissen, waren sie Teil einer weiblichen Revolution in der Musikindustrie, die nachfolgende Künstlerinnen nachhaltig geprägt hat. Ein Film über Punk aus weiblicher Perspektive, Feminismus mit Gitarrenriff und das unvergleichliche Lebensgefühl der späten 1970er- und frühen 1980er-Jahre.
Deutschland, Schweiz 2024 / dt. OF / 89 Min. / Regie: Reto Caduff /
Mo 21.04., 17:00 (Vorpremiere) / Do 01.05., 19:30 / Fr 02.05., 21:30 / Sa 03.05., 19:30 / So 04.05., 21:30 //
BYE BYE TIBERIAS
Mutter und Tochter nähern sich gemeinsam in Fotografien der Vergangenheit. Eine verzweigte Familiengeschichte wird in der Pariser Wohnung betrachtet und versucht in eine Übersicht zu bringen: Frauen aus vier Generationen, Lebenswege zwischen Palästina und Frankreich.
Lina Soualem und ihre Mutter, die Schauspielerin Hiam Abbass nehmen uns mit auf eine Reise zwischen Archivaufnahmen und Gegenwart: Sie besuchen die Familie und erkunden intergenerationale Beziehungen und Verlusterfahrungen. Hiam Abbass verließ ihr Dorf Deir Hanna in Galiläa als junge Frau, um in Europa Schauspielerin zu werden. Ihre Gedichte, Lieder und Erzählungen sowie Erinnerungen von Lina Soualem, die die Sommer ihrer Kindheit in Palästina Revue passieren lässt, bereichern diese filmische Erzählung. Erinnerungen scheinen hier vor allem in den Körpern archiviert zu sein, in den Händen, Gesichtern oder Stimmen. In Archivaufnahmen von Linas Urgroßmutter sehen wir, wie sie sich die weißen dünnen Haare langsam zu Zöpfen flechtet und sie verwebt. Abbass zitiert sie im Voice-Over: »Sie werden meinen Körper mit meiner Geschichte, meinen Gebeten und meinen Erinnerungen begraben.«
Was bedeuten Exilerfahrungen vorheriger Generationen für die eigene Biografie? Lina Soualem fragt nach den Überlagerungen von Persönlichem und Politischen. Sie verwebt verschwundene Orte, den Schmerz der Vertreibung und verstreute Erinnerungen sowie die Träume der Mutter und ihre Gedanken zum See von Tiberias, dessen Geschichten so fragmentiert sind, wie die der Frauen.
Frankreich, Palästina, Belgien 2023 / OmU / 82 Min. / Regie: Lina Soualem
Mi 05.03., 19:30, Kommunales Kino Freiburg
Film des Monats
EIN TAG OHNE FRAUEN – THE DAY ICELAND STOOD STILL
Am 24. Oktober 1975 steht in Island alles still. Kein Geschäft ist geöffnet, keine Zeitung erscheint, kein Geschirr wird gespült. Die isländischen Frauen befinden sich im Streik. Sie wollen nicht länger hinnehmen, dass ihre Arbeit in Betrieb und Familie unterbewertet, ihre Stimme nicht gehört und ihnen Zugang zu wichtigen Bereichen der Gesellschaft verwehrt wird. Unglaubliche 90 Prozent beteiligen sich und der Tag geht in die Geschichte ein.
Der Dokumentarfilm lässt die Protagonistinnen zu Wort kommen und zeigt, wie aus einer einfachen Idee eine Revolution wurde. Heute ist Island in puncto Gleichstellung eines der fortschrittlichsten Länder der Welt.
Island, USA 2024 / OmU / 71 Min. / Regie: Pamela Hogan, Hrafnhildur Gunnarsdottir
Sa 08.03., 19:30 (Vorpremiere) / Do 13.03., 21:30 / So 16.03., 17:30 / Do 27.03., 19:30 / Fr 04.04., 22:00 / Mi 09.04., 21:30 //Kommunales Kino Freiburg
JEANNE DIELMAN, 23, QUAI DU COMMERCE – 1080 BRUXELLES
Das Werk der belgischen Regisseurin, Installationskünstlerin und Schriftstellerin Chantal Akerman (1950 – 2015) ist eine ausführliche und vielgestaltige Antwort auf die Frage, was im Kino noch möglich ist. Ihre Filme, wie JEANNE DIELMAN, 23, QUAI DU COMMERCE – 1080 BRUXELLES, JE TU IL ELLE, D’EST oder LA CAPTIVE, sind im Kino ohne Vorbild und prägen mit ihren bahnbrechenden feministischen Sichtweisen seit ihrem Erscheinen die Ausdrucksmöglichkeiten des Films.
Dies ist der unheimlich beunruhigende und fesselnde, über dreistündige Bericht über das scheinbar banale Leben einer alleinerziehenden Mutter in langen Echtzeit-Einstellungen, die nach und nach ein schreckliches Geheimnis offenbaren. JEANNE DIELMAN wurde von der Sight & Sound Critics Poll 2022 zum besten Film aller Zeiten gewählt. Dies ist das erste Mal, dass eine Regisseurin die Liste anführt.
Belgien 1975 / OmU / 201 Min. / Regie & Drehbuch: Chantal Akerman / Kamera: Babette Mangolte / Mit Delphine Seyrig, Jan Decorte, Henri Storck, Jacques Doniol-Valcroze, Yves Bical
So 09.03., 20:00, Kommunales Kino Freiburg
NADELSTICHE
Was können 8 x 8 Zentimeter große Stickereien in einem Land bewegen, das von Not, Unfreiheit und den radikalen Vorstellungen der Taliban geprägt ist? Der Dokumentarfilm NADELSTICHE erzählt die beeindruckende Geschichte des Stickprogramms Guldusi.
Rund 70 Kilometer nördlich von Kabul in Afghanistan, bietet dieses Programm 200 Frauen in drei Dörfern einen Lichtblick. Unter der Leitung von Pascale Goldenberg, die seit zwei Jahrzehnten unermüdlich für die Rechte und die kreative Entfaltung dieser Frauen kämpft, schafft das Projekt mehr als nur Einkommen: Es gibt Hoffnung, Selbstbewusstsein und die Möglichkeit, Traditionen neu zu interpretieren.
Die handgestickten Motive reisen von Afghanistan nach Europa und erzählen Geschichten von Mut und Überlebenswillen. Gleichzeitig inspirieren sie europäische Künstlerinnen und Handwerkerinnen, indem sie kulturelle Brücken schlagen. Guldusi ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie interkulturelle Zusammenarbeit trotz aller Hindernisse möglich ist – eine Hommage an die Stärke der afghanischen Frauen.
NADELSTICHE ist nicht nur ein Film über textile Kunst, sondern eine Botschaft der Solidarität und ein Statement für Menschenrechte. Gedreht über drei Jahre, zeigt er, wie kleine Schritte große Wirkung entfalten können – trotz der Grenzen, die eine Filmkamera in Afghanistan nicht überschreiten darf. Dieser Film ist ein eindrucksvoller Beweis dafür, dass Kreativität und Widerstand Hand in Hand gehen können.
Gestickte Exponate aus Afghanistan können vor und nach dem Film angeschaut und auch käuflich erworben werden.
Im Rahmen des Internationalen Frauentags, veranstaltet von FAIRburg e.V. und der Frauenkommission des Migrantinnenbeirats der Stadt Freiburg
D 2024 / DF/OmU / 67 Min. / Regie: Peter Ohlendorf
Mo 10.03., 19:00, Kommunales Kino Freiburg
WIE WIR WOLLEN
Ein kollektives, filmisches Porträt über 50 Individuen, die eine ungewollte Schwangerschaft abgebrochen haben. In Deutschland, wo Abtreibungen immer noch als Straftat gelten, wird der Zugang weiterhin erschwert durch einen bundesweiten Ärzt*innenmangel sowie ein sich ausbreitendes Netzwerk christlicher Fundamentalist*innen. Der Film blickt über die Pro- bzw. Anti-Choice-Dichotomie hinaus, um kritisch zu hinterfragen, was es überhaupt bedeutet, eine freie Entscheidung zu treffen.
D 2021 / OF / 98 Min. / Regie: Sarah Dutsch
Mi 12.03., 19:30, Einführung durch die FLINTA*-Gruppe FemVer, Kommunales Kino Freiburg
ITTY BITTY TITTY COMMITTEE
Anna arbeitet in einer Schönheitsklinik und begegnet eines Nachts Sadie, als die gerade das Gebäude mit feministischen Parolen besprüht. Sadie ist die charismatische Anführerin der radikalen Gruppe „Clits in Action“, kurz C.I.A., die mit Guerilla-Aktionen feministische Werte vermitteln will – für Anna eine völlig neue, faszinierende Welt. Sie verschreibt sich der Revolution und verliebt sich in Sadie. Doch irgendwann gehen Liebe und Politik derartig durcheinander, dass Anna sich entscheiden muss: Aufgeben oder Weiterkämpfen?
ITTY BITTY TITTY COMMITTEE ist ein rasantes feministisches Politmärchen, das Jamie Babbit (WEIL ICH EIN MÄDCHEN BIN) mit deutlichen Botschaften und viel Witz inszeniert hat. Ein selbstbewusstes Darstellerinnen-Ensemble und der exzellente Soundtrack von LeTigre, Sleater-Kinney und Peaches machen deutlich, dass es hier nicht mehr um Lesben geht, die sich ungesehen in ihre private Welt zurückziehen möchten, sondern die radikal ihre Rechte und Selbstbestimmtheit einfordern.
Präsentiert von den Freiburger Lesbenfilmtagen
USA 2007 / OmU / 87 Min. / Regie: Jamie Babbit
So 16.03., 19:00, Kommunales Kino Freiburg
SMOKE SAUNA SISTERHOOD
Im Südosten Estlands treffen sich Frauen aus den umliegenden Orten in einer Rauchsauna im Wald. Im gemeinsamen Schweigen und Schwitzen fallen die sozialen Rollen und inneren Hemmungen. Ihre Gespräche kreisen um Erfahrungen mit Beziehungen, um Ängste, Missbrauch und die generelle Frauenfeindlichkeit in einer patriarchalen Welt. Im Kern geht es dem außergewöhnlichen Dokumentarfilm, der auf fast kubistische Weise nur aus Detail- und Einzelaufnahmen besteht, um ein spirituell-transformatives Ritual, in dem die Frauen zu sich kommen, über sich hinauswachsen und mit tiefer Empathie feminine Solidarität leben.
SMOKE SAUNA SISTERHOOD erinnert in seiner Optik an klassische Vermeer- oder Rembrandt-Gemälde und macht die heilende Wirkung weiblicher Solidarität spürbar. Auf dem Sundance Film Festival wurde Anna Hints mit dem Preis für die Beste Regie in der Reihe „World Cinema Documentary“ ausgezeichnet.
Estland, Frankreich, Island 2023 / OmU / 89 Min. / Regie: Anna Hints
Di 18.03., 19:30 / Mi. 19.03., 21:30, Kommunales Kino Freiburg
TAMBAKU CHAAKILA OOB ALI (TOBACCO EMBERS)
TOBCACCO EMBERS dokumentiert eine der größten Arbeiter*innenbewegungen der damaligen Zeit – eine Initialzündung zur Bildung von Gewerkschaften in ganz Indien. Im Geiste der Mobilisierung linker Arbeiter*innen und der Frauenbewegung verbrachte das Yugantar-Kollektiv vier Monate mit Arbeiterinnen einer Tabakfabrik in Nipani, ließ sich von den ausbeuterischen Arbeitsbedingungen erzählen und diskutierte Strategien der gewerkschaftlichen Organisation. Die bis dahin undokumentierten Zustände im Inneren der Fabriken wurden zudem gefilmt. Das Team überließ es den Arbeiterinnen, was, wann und wie dokumentiert werden sollte und entwickelte auf Grundlage ihrer Erzählungen ein loses Skript. Zum ersten Mal waren Frauen der indischen Arbeiter*innenklasse auf der Leinwand zu sehen, wie sie ihre Stimme gegen die Herrschenden erhoben. Ein kraftvolles Beispiel des feministischen Dritten Kinos. (Nicole Wolf, Berlinale Forum Expanded, 2019)
BORN IN FLAMES
Der Film spielt in der Zukunft – zehn Jahre nach einer sozialistischen Revolution in Amerika. Auch in diesem alternativen Amerika hat sich für Frauen nichts geändert. Unterdrückung, alltägliche Diskriminierung, sexuelle Übergriffe, Doppelbelastung – den Frauen reicht es. Sie verbünden sich quer zu sozialen, ethnischen, kulturellen oder sexuellen Identitäten und nehmen den Kampf auf. Lizzie Borden stellt die Frage, ob die Unterdrückung der Frauen jemals, in einem irgendwie gearteten sozialen System, ein Ende finden wird. Die Antwort ist eindeutig: Die Frauen greifen zu den Waffen. BORN IN FLAMES ist keine trockene Geschichtsstunde, sondern ein mit viel Humor gewürzter Klassiker über Widerstand und Frauenpower, aktueller denn je ist. Übrigens hatte Kathryn Bigelow ihren bislang einzigen Auftritt als Filmdarstellerin in BORN IN FLAMES.
Indien 1982 / Marathi OF mit engl. UT / 25 Min. / Regie, Produktion: Yugantar / Kamera: Navroze Contractor
USA 1982 / OmU / 81 Min. / Regie: Lizzie Borden
Sa 22.03., 19:30, Kommunales Kino Freiburg
Double Feature der Filmemacherin Kurdwin Ayub
PARADIES! PARADIES!
1991 floh Kurdwin Ayub gemeinsam mit ihrer Familie aus dem Irak nach Österreich. Fast 25 Jahre später begleitet sie ihren Vater auf seiner Reise in die frühere Heimat. Während dieser über eine dauerhafte Rückkehr nachdenkt, fühlen sich Kurdwin, ihre Cousins und Cousinen als Fremde. Während der Vater Pläne hat, eine Wohnung kaufen möchte, sich in eine verträumte patriotische Stimmung bringt und ganz damit beschäftigt ist, sich dieses Kurdistan ideell wieder anzueignen, hält Kurdwin Ayub unbeirrt dagegen: mit ironischen Brechungen, bewusst naiven Setzungen und einer fröhlichen Körperlichkeit, die sie als ganz konkrete Widersprüche zur irakischen Realität in Stellung bringt. Kurdistan, das war einmal ein Sehnsuchtsort … Spielerisch, humorvoll und klug treffen in diesem Film Themen wie Genderfragen, Generationsunterschiede und Fremdheit aufeinander.
„Der erste Langfilm. Die Arbeit daran. Ein Mix aus Erwartungen halten, Hoffnungen und einem gebrochenen Herzen. Noch dazu – ich dachte immer, es wäre schwer im Kriegsgebiet, aber es war schwierig, immer wieder zurückzukommen. Die Differenzen in der Kultur und der Mentalität waren zu groß. Der Westen und die junge Kunstwelt um einen jungen Filmschaffenden herum vergraben sich im Saufen. Der Nahe Osten war viel realer, obwohl dort alles stehen geblieben ist. Und ich bin für all diese Erfahrungen dankbar. Und traurig sein war auch o. k. Ich schubste mich selber in ein schwieriges Thema und in harte Arbeit. Irgendwie musste ich ja erwachsen werden.« (Kurdwin Ayub)
SONNE
Drei Freundinnen drehen ein Burka-Musikvideo, ganz normal crazy. Yesmin ist Kurdin und trägt Kopftuch, Bella nennt sich eine „Halbjugo(slawin)“, Nati „kommt aus Österreich“. Sie verstehen sich bestens beim „Twerk-Bitch“-Talk im Wiener Dialekt. Der kleine Bruder – selbst kein Heiliger – verpfeift Yesmin bei den Eltern. Kann schließlich keiner ahnen, dass der coole Papa das Video liktund die „talentierten Frauen“ nun in der muslimischen Community von Fest zu Fest chauffiert. Die drei werden berühmt. Doch ihre Ansichten driften auseinander: Während Bella und Nati überraschend im kurdischen Patriotismus ein neues Zuhause finden, entfremdet sich Yesmin zwischen der Realityshow des eigenen Lebens und den vielen anderen in ihrem Smartphone: von ihrer Kultur und Religion, den Chauvi-Typen rundherum und schließlich auch von den Freundinnen.
Heimat, was ist das?, fragte Kurdwin Ayub – 1991 aus dem Irak nach Österreich geflüchtet – bereits in ihrem gefeierten dokumentarischen Langdebüt Paradies! Paradies! ungeniert und im Direct-Video-Stil. Wie bilden sich Meinungen, halten sich Ideologien? Der Girls-Perspektive im Fresh-Look sowie jungen Heldinnen, exaltiert-introvertiert, bleibt sie treu. Faszinierend neu: die Transposition ins Fiktionale. (Berlinale 2022)
Österreich 2016 / OmU / 78 Min. / Regie: Kurdwin Ayub
Österreich 2022 / OmU / 87 Min. / Regie: Kurdwin Ayub / Mit Melina Benli, Law Wallner, Maya Wopienka
Mi 26.03., 19:30 & 21:00, die Regisseurin Kurdwin Ayub ist als Gast angefragt, Kommunales Kino Freiburg
Ausstellung in der Galerie im Alten Wiehrebahnhof
Aufbruch – Skulpturen von Saskia Derksen
Es ist der Wandel und der Aufbruch, die Leichtigkeit und das Spielerische, das Saskia Derksens Frauenfiguren verkörpern. Ihre Skulpturen bestehen aus Fundstücken von Schrottplätzen und aus der Natur: Strandgut, Metall, Holz, Stein, Pflanzen, Blattgold.
Manche Figuren drängen sich gleich zu Beginn auf, manche müssen wachsen, bis sie stimmig sind. So entstand 2019 ihre erste Frauenskulptur - eine Tänzerin. Seitdem sind viele neue hinzugekommen. Was sie verbindet? Licht und Schatten. Das Schwere und das Leichte. Die Balance. Mal stehen die Figuren stärker im Kontrast, mal weniger, aber Saskia Derksen arbeitet die Dinge von allen Seiten her zu Ende. Das ist auch ihre Devise als Schmuck- und Objektkünstlerin. Zur Skulptur kam sie erst spät, aber das Plastische war immer schon da, ist gereift und hervorgebrochen. Und nun brauchen die Frauenfiguren Räume, um unter sich zu sein.
Ausstellungsdauer: 09.03.-13.04.25 / Vernissage: Sa 08.03.25, 19:00 / Finissage: So 13.04., 18:00
Begleitprogramm: SMOKE SAUNA SISTERHOOD / Di 18.03., 19:30 / Mi 19.03., 21:30