Was sind denn das für Vorbilder?
Über Superheld*innen heute
Geschichten über Superheld*innen haben weltweit immensen Erfolg. Woher kommt die Faszination an ihnen? Und bieten die Figuren auch Potential für eine emanzipatorische politische Praxis?
Im Oktober 2023 lief der Film »The Marvels« im Kino an, vom Disney-Konzern produziert, aber nicht besonders eifrig beworben – in Frankfurt am Main, wo ich arbeite, gab’s nicht mal eine Pressevorführung. Die überwiegend linksliberalen, im Medienleben beschäftigten Leute in meiner beruflichen Umgebung wollten daher von mir wissen: Wer sind die Frauen auf dem Plakat, die sehen interessant aus, kennst du die? Diese Umgebung hatte nämlich mitgekriegt, dass ich die einschlägigen Comics lese und einige Filme aus dem Genre besprochen habe. Ich konnte tatsächlich Auskunft geben: Marvels ist die Mehrzahl von Marvel, was nicht nur Wunder heißt, sondern auch der Name des erfolgreichsten Superheld*innen-Comicverlages aller Zeiten ist. Der auf dessen Geschichten aufgebaute Kino-Großzyklus namens Marvel Cinematic Universe (MCU) umfasst inzwischen rund drei Dutzend Filme.
Was ist ein Marvel?
Erst auf dem amerikanischen, dann auf dem weltweiten Comicmarkt konkurrieren mit ihren jeweiligen bunten Hauptpersonen schon seit den 1960er-Jahren die Verlage Marvel und DC (für Detective Comics). Jüngere Firmen wie Image mischen mal kraftvoller, mal bescheidener mit. Bei Marvel gibt’s zum Beispiel Spider-Man (einen Menschen, der kann, was eine Spinne kann), Captain America (einen Supersoldaten), Doctor Strange (einen Magier) und außerdem Teams von Held*innen wie die Fantastic Four, die Avengers und die X-Men. Bei DC sind unter anderem Batman (Detektiv im Fledermauskostüm), Superman (unverwundbarer, fliegenderAußerirdischer) und Wonder Woman (Amazonenkönigin) zu Hause, auch dort kennt man Gruppen, etwa die Just