Nie mehr allein. Die neue Weltwirtschaftsordnung NIEO
Ein Bündnis wirtschaftlich abhängiger Staaten lebt wieder auf
NIEO, das Konzept der Neuen Weltwirtschaftsordnung (New International Economic Order) erlebt einen Aufschwung. Dabei ist es fast fünfzig Jahre alt und war schon in der Versenkung verschwunden. Doch für die Lösung globaler Probleme im Bereich der Wirtschaftsbeziehungen liest es sich bestechend gut.
Ein Jahrzehnt bevor der Begriff der Globalisierung populär wurde, nutzten die Sozialwissenschaften dafür einen anderen Begriff: Interdependenz. In dem Band »Das Zeitalter der Interdependenz: Globales Denken und internationale Politik in den langen 1970er Jahren« beschreibt der Historiker Martin Deuerlein die Karriere dieses Konzepts, welches die immer engere Verflechtung ökonomischer Strukturen über Ländergrenzen hinweg beschreibt. Die transkontinentale Verlängerung und Verdichtung von Handelsketten wurde, ähnlich der späteren Globalisierung, von vielen als Herausforderung oder Gefahr gesehen. Als 1973 die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) durch die Drosselung der eigenen Fördermengen eine starke Steigerung der Ölpreise durchsetzte, erschien der westliche Lebensstil genauso gefährdet wie die globale westliche Vorherrschaft. Abhängig zu sein von anderen Ländern war keine besonders attraktive Aussicht, auch wenn es eine gegenseitige Abhängigkeit war.
Einseitig abhängig
Für die Länder im Globalen Süden war Abhängigkeit hingegen nichts Neues, so dass eine gegenseitige Abhängigkeit immerhin eine Verbesserung sein konnte. Die Unabhängigkeitsbewegungen in Afrika und Asien, die nach dem Zweiten Weltkrieg die europäische Kolonialherrschaft abschüttelten, waren politisch zwar erfolgreich. In wirtschaftlicher Hinsicht blieb die Dekolonisierung allerdings unvollendet.
Die Dependenztheorie, die damals vorherrschende Strömung in der kritischen Entwicklungsfors