Buchcover von Andrea Ernst u.a.: Global Female Future. Wie feministische Kämpfe Arbeit, Ökologie und Politik verändern.

Feminismus ohne Grenzen

Rezensiert von Nora Pistor

17.02.2024
Veröffentlicht im iz3w-Heft 401
Teil des Dossiers Feministische Kämpfe

Der feministisch-entwicklungspolitische Verein Frauen*solidarität aus Wien feiert mit dem Sammelband Global Female Future – Wie feministische Kämpfe Arbeit, Ökologie und Politik verändern sein vierzigjähriges Bestehen. Das Buch vereint eine Vielzahl an Beiträgen zu den Themen (Anti-)Rassismus, Kolonialismus, Gewalt, Reproduktion, Politik, Arbeit, Umwelt und Klima, die von feministischen Aktivist*innen und Mitstreiter*innen aus Nord und Süd verfasst wurden. Die Auswahl der Themen spiegelt die Kontinuität ihrer Relevanz damals, seit der Gründung von Frauen*solidarität, wie heute wider: So sind einige der Themen hochaktuell, obgleich sie bereits im Laufe der letzten vier Dekaden beständig im Rahmen feministischer Debatten problematisiert worden sind.

Die Kürze der Beiträge ermöglichte es den Herausgeberinnen, vielfältige Themen und Perspektiven abzudecken: Es geht etwa um weibliches Gesundheitspersonal in China, den Aktivismus der Tochter der ermordeten Umweltaktivistin Berta Cáceres in Honduras oder um Regisseurinnen aus Simbabwe. Das macht das Buch zu einer kurzweiligen Leseerfahrung. Die Kehrseite davon ist jedoch, dass es teilweise an Tiefe zu den einzelnen Themen fehlt. Auch die Kontexte der einzelnen Artikel, die zu einem besseren Verständnis und Einordnung der teils persönlichen Erfahrungsberichte von feministischen Aktivist*innen hilfreich wären, werden nur angerissen. Darunter leidet der informative Gehalt der Beiträge, jedoch gewinnt das Buch dadurch insgesamt an Breite und ist in all seiner Diversität damit sowohl für Expert*innen als auch für Neueinsteiger*innen interessant.

Bereichert wird das Buch zudem durch die stilistische Vielfalt der Autor*innen aus der ganzen Welt sowie durch unterschiedliche Textgattungen: Anschauliche Fallstudien stehen neben persönlicheren Formaten, hinzu kommen Gedichte und Interviews. Anders als der Titel Global Female Future vermuten lässt, widmen sich die Beiträge eher einer kritischen Bilanz feministischer Kämpfe der letzten 40 Jahre und der Gegenwart. Ebenso kann man sich angesichts der Diversität der dargestellten Perspektiven fragen, ob es nicht treffender wäre, im Plural von Female Futures zu sprechen.

Über Grenzen und Themen hinweg sucht das Buch nach Verbindendem zwischen feministischen Kämpfen gegen Ungleichheit und Diskriminierung weltweit. Es handelt sich um eine lesenswerte Collage von feministischen Momentaufnahmen aus über vier Jahrzehnten.

Andrea Ernst u.a.: Global Female Future. Wie feministische Kämpfe Arbeit, Ökologie und Politik verändern. Kremayr & Scheriau, Wien 2022. 208 Seiten, 24 Euro.

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