Wie geht eigentlich gutes Sexting? Warum ist Sex in der Schwangerschaft tabuisiert? Wie ist es in einer Heterobeziehung, den männlichen Partner zu penetrieren? Der Sexkolumnen-Sammelband Fickt Euch! Sex, Körper und Feminismus, herausgegeben vom Missy Magazin, handelt von Sexualität, Gender und dem Aufbrechen von Stereotypen. Und von so vielem mehr. In den über fünfzig essayistischen Texten schreiben die Autor*innen auf die unterschiedlichsten Arten und Weisen über oftmals persönliche Erfahrungen und Gedanken zu Sex, Diskriminierung und dem eigenen Körper. Dabei sind die Texte mal politisch, mal witzig und provokant. In jeder Hinsicht ein Plädoyer für inklusives Denken, Fühlen und Ficken. Egal in welcher Form oder Länge, sie bleiben dabei stets emanzipatorisch und mitfühlend – mit sich und anderen Körpern. Dies geschieht beispielsweise, wenn Autor*innen über ihr Begehren als behinderte Person schreiben oder eine Autorin aufzeigt, warum es rassistische Stereotype reproduziert, wenn deutsche Cis-Männer es geil finden, wenn sie ein Kopftuch beim Sex trägt.
Auch in der queerfeministischen Community gibt es Tabus
Das Missy Magazin ist bekannt für queerfeministische Artikel, Essays und Kolumnen. Die meisten der Beiträge in »Fickt euch!« sind selbst im Magazin erschienen. Besonders die Kolumnenbeiträge zu Ableismus bei Dating und Sex sowie den Umgang mit chronischer Krankheit, Rassismus und trans Begehren rütteln die heteronormative Weltordnung ordentlich durch. Dieses Buch wird wahrscheinlich eher weniger von Cis-Heteros gekauft werden – obwohl diese wahrscheinlich gut daran täten, ihren eigenen Umgang mit Sex, Dating und Stereotypen zu hinterfragen. Aber auch in der queerfeministischen Community gibt es Tabus. Diese ans Licht zu holen sowie Wissen und Rücksicht zu transportieren, gelingt dem Sammelband bestens. Offen und ohne Hemmungen werden die Herausforderungen des Analsex mit Hämorrhoiden oder die eigenen Vorlieben beim Dating in Bezug auf rassistische, exotisierende oder heteronormative Verhaltensmuster reflektiert.
Das alles kann Teil der Leseerfahrung von »Fickt Euch!« sein. Muss es aber nicht. Die Kolumnen machen auch ohne Wissensdurst Spaß beim Lesen, inspirieren in Bezug auf das eigene Sexleben und regen zum Nachdenken über Vorurteile an. In jedem Fall ist der Name Programm. Als Aufforderung, sich selbst und einander mehr zu ficken und als feministischer Mittelfinger gegenüber denjenigen in dieser Gesellschaft, die wahrscheinlich den langweiligsten Sex haben.
