Renate Sova / Ursula Sova / Folgert Duit (Hg.): Dorthin kann ich nicht zurück
Flüchtlinge erzählen vom Kommen und Bleiben.
»Es gibt zu viel Korruption. Die Politiker nehmen das ganze Geld und es verschwindet in der Schweiz.« Mouhamet Gueye schildert, weshalb er aus dem Senegal geflohen ist. Er erzählt von diesem Land seiner Herkunft, von der Erwartung seines Vaters, die Goldschmiede zu übernehmen, und von seiner jungen Cousine, die er heiraten sollte. »Da bin ich weggelaufen. Geflüchtet.«
Das nun in fünfter Auflage erschienene und stark aktualisierte Buch Dorthin kann ich nicht zurück versammelt Geschichten und Gespräche mit Asylsuchenden in Österreich. Sie berichten von ihrem Leben als Marginalisierte in Europa und schildern auf ganz unterschiedliche Weise, warum sie ihre Heimat verlassen mussten und welche Hoffnungen sie hatten, als sie hierher kamen.
26 Menschen aus Afghanistan, Äthopien, Burundi, der Elfenbeinküste, Eritrea, Ghana, Guinea, Kongo, Kenia, Nigeria, Senegal, Somalia, Iran, Sudan und der Ukraine trafen auf ebenso viele AutorInnen aus Österreich, die ihre Geschichten aufschrieben, um sie weiterzugeben. Die Erzählungen handeln von der Kindheit, der Flucht und dem Alltag des Landes, aus dem die ProtagonistInnen kommen, und vom Leben in Österreich. Es geht um Träume und die schöne Erinnerung an die Heimat, aber auch um die Notlage dort sowie in Österreich. Einige der Erzählenden haben keine Ausweispapiere und keinen legalen Aufenthaltsstatus.
Im letzten Kapitel erklärt Anny Knapp vom Verein asylkoordination österreich die rechtliche Situation von AsylwerberInnen in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Darin berichtet sie von der Schwierigkeit, als Nicht-Expertin das Asylrecht zu verstehen, ob als Betroffene oder UnterstützerIn. Je größer das rechtliche Dickicht aus Gesetzen und Bestimmungen ist, desto leichter können in bestimmten Fällen Menschen schnell abgeschoben werden, die aus staatlicher Sicht kein Recht auf Asylschutz haben, so ihr Eindruck. Gerade weil das Buch das Asylrecht in seinen Einzelheiten darlegt, nachdem es zuvor über Fluchtgründe, Verfolgungsgeschichten und Erfahrungen spricht, erscheint es schier unfassbar, dass einige der ProtagonistInnen des Buches kein Asyl erhalten haben.
von Marie Holdik
Renate Sova / Ursula Sova / Folgert Duit (Hg.): Dorthin kann ich nicht zurück: Flüchtlinge erzählen. Promedia Verlag, Wien 2016. 208 Seiten, 15,90 Euro.