Dima Zito/ Ernest Martin: Umgang mit traumatisierten Flüchtlingen
Traumatisierte Flüchtlinge begleiten
Immer mehr Menschen engagieren sich mit und für Geflüchtete, ob mit Deutschunterricht, in der Kinderbetreuung oder als Vormund unbegleiteter Minderjähriger. Egal wie eng der Kontakt dabei ist, für die meisten ist es recht schwer, sich in die Lage und in die Erlebnisse der Menschen mit Fluchterfahrung hineinzuversetzen. Oft haben UnterstützerInnen Angst vor einer Retraumatisierung der von ihnen Betreuten oder sind unsicher, was den Betroffenen wirklich gut tun könnte.
Dima Zito und Ernest Martin sind beide selbst seit vielen Jahren in der Unterstützungsarbeit mit Geflüchteten tätig und haben viel Erfahrung in der Beratung und dem Coaching von UnterstützerInnen. Insofern haben sie ein gutes Gespür für deren Wissensbedürfnisse. Ihr Buch Umgang mit traumatisierten Flüchtlingen geht auf alle wesentlichen Aspekte der Arbeit und Kommunikation mit Geflüchteten ein. Die ersten beiden Kapitel geben eine kompakte Einführung in das Thema Trauma und die besondere Situation traumatisierter Geflüchteter. Dabei unterscheiden sie klar zwischen den unterschiedlichen Situationen von Erwachsenen und von jüngeren Geflüchteten. Sie blicken mit ihren Erklärungen immer wieder in die Praxis und geben konkrete Hinweise, was dies für die Arbeit mit oder den Zugang zu Menschen bedeutet.
Die AutorInnen betonen immer wieder die Grenzen zwischen therapeutischer und unterstützender Arbeit. Gerade weil letztere stabilisieren soll, sei es wichtig, auch hier einen Einblick in die Traumatherapie zu haben, um so die Grenzen, aber auch die Möglichkeiten der eigenen Unterstützungsarbeit zu erkennen. Daran angelehnt werden im dritten Kapitel verschiedene Methoden und Ideen für die traumapädagogische Unterstützungsarbeit vorgestellt. Praktisch sind die aufgeführten Checklisten. Sie helfen, das vermittelte Wissen in konkreten Situationen nicht zu vergessen, geben Hinweise zur Gestaltung eines Treffens und helfen bei der Reflexion der eigenen Arbeit.
Ehrenamtliche Unterstützungsarbeit ist nicht mit professioneller sozialer Arbeit gleich zu setzen. Die Grenzen zwischen Freundschaft und Hilfe sind hier viel verschwommener. Daraus ergibt sich die Möglichkeit, eine tiefe langfristige Beziehung mit den betreuten Menschen über den Rahmen der Unterstützungsarbeit hinaus zu entwickeln. Dies kann es aber auch viel schwieriger für UnterstützerInnen machen, sich abzugrenzen. Daher bietet das Buch auch zum Thema Selbstfürsorge wertvolle Hinweise.
Den beiden AutorInnen gelingt es, klar und übersichtlich die Grundzüge der Arbeit mit traumatisierten Geflüchteten darzustellen. Die fachlichen Ausführungen sind dabei nicht verkürzt, und so können auch professionelle SozialarbeiterInnen sicherlich noch einiges lernen oder den Literaturtipps nachgehen.
von Swetlana Hildebrandt
Dima Zito/ Ernest Martin: Umgang mit traumatisierten Flüchtlingen. Ein Leitfaden für Fachkräfte und Ehrenamtliche. Belz Juventa, Weinheim/Basel 2016. 104 Seiten, 12,95 Euro.