Im Krieg mit sich selbst
Die ethnisch definierten Konflikte in Äthiopien spitzen sich zu
Die ethnisch definierten Konflikte in Äthiopien spitzen sich zu: Seit Anfang November 2020 herrscht in der äthiopischen Region Tigray Krieg. In den letzten Wochen weitete er sich auch auf die benachbarten Regionen Amhara und Afar aus. Spekulationen über den Zerfall Äthiopiens machen die Runde, während der Präsident eine Einheit beschwört.
Derzeit sind in den Kriegszonen Nordäthiopiens Tigray und Amhara 5,2 Millionen Menschen von Nothilfe abhängig. 400.000 Menschen hungern laut Angaben der Vereinten Nationen. Hinzu kommen über 63.000 Geflüchtete im Sudan (Stand: 4. August 2021). Die aktuelle Ausweitung des Krieges auf die Afar Region hat binnen weniger Tage zur internen Flucht von derzeit 70.000 Menschen geführt.
Der Aufmarsch von paramilitärischen ethnischen Milizen und regionalen ›Spezial‹-Polizeieinheiten aus den unterschiedlichen Regionen Äthiopiens als Aufgebot der äthiopischen Zentralregierung gegen die ebenfalls ethno-militärisch organisierten Tigray Defence Forces (TDF) kann zu dauerhaft instabilen und wechselnden Allianzen führen. Diese – so ist zu befürchten – können die Sicherheit der Bevölkerung und der internationalen Nothilfe beeinträchtigen. Die Kontrolle der Nothilfe wird dabei zu einer Ressource der Kriegsführung, die das Elend der Bevölkerung zumindest soweit stabilisieren kann, dass der Staat trotz dauerhaftem Krieg nicht zerfällt.
Machtverlust der Tigray People’s Liberation Front …
Angesichts des bereits monatelangen Kriegs und des Leids der Bevölkerung hat der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed seine Dividende als Friedensnobelpreisträger 2019 verspielt. Zwar bescherten die Parlamentswahlen am 21. Juni seiner Prosperity Party (PP) offiziell 94 Prozent der Stimmen. Auch die zweite Füllung der neuen Talsperre