Landkonflikte vorprogrammiert
Biomasse ist keine grüne Alternative
Ob Akazienholz oder Palmöl, Getreidestroh oder Reisabfälle: Alles soll in den Ofen, denn die Energiewende braucht »grünen« Strom. Biomasse ist ein hochbegehrter Rohstoff, der häufig aus dem Globalen Süden stammt. Doch nicht nur sind die Klimabilanzen des Substituts für fossile Träger häufig miserabel, es droht auch eine Verschärfung von Kämpfen um Land.
Mobilität und Wärme waren seit jeher direkt an Biomasse gebunden. Schon im Altertum und der frühen Neuzeit bauten Menschen Hafer für die Pferde an, die den Pflug und später die Kutsche zogen. Inzwischen weiß jedes Schulkind, dass aus der Zapfsäule nicht nur Erdöl rauscht, sondern ein bestimmter Anteil Biosprit. Landflächen dienen also nicht nur dazu, Nahrung und Kraftfutter anzubauen, sondern zunächst einmal Biomasse. Die seit den 2000er-Jahren angeheizte Debatte um Tank oder Teller sowie Teller oder Trog hat Bewusstsein für die ökologischen Kosten des Fleischkonsums und der Agrartreibstoffe geschaffen. Vertreibungen, Landnahmen im großen Stil und ausbeuterische Arbeit als soziale und ökologische Kollateralschäden des grünen Biosprits wurden viel zu lange ignoriert. Nach langem Ringen baute die EU daher Treibhausgasminderungsziele und Nachhaltigkeitszertifikate in die bürokratische Kontrolle klimaschädlicher Importe von Biomasse für Treibstoffe ein – mit mäßigen Ergebnissen für das Klima.
Durch die Förderung der Bioökonomie und den Green New Deal will die EU den ökologischen Umbau des Wirtschaftssystems einleiten, um gesellschaftliche Herausforderungen wie die Klimakrise zu bewältigen. Die Rolle der Biomasse ist dabei so umkämpft wie das Land, das für ihren Anbau benötigt wird. Die wenigsten denken vermutlich an Biomasse als Industrierohstoff und Energieträger in der Textilindustrie oder bei der Papierhers