Schwarzes Gold und der karibische Alptraum

Wird Guyana zum größten Erdölexporteur weltweit?

Audiobeitrag von Martina Backes

28.04.2023
Teil des Dossiers Rohstoffe

Guyana hat wie kaum ein anderes Land auf dem lateinamerikanischen Kontinent die Chance, einen enormen Beitrag zum Schutz des Weltklimas zu leisten, dank seiner intakten Primärwälder. Oder aber zum größten Treibhausgasemittent weltweit zu werden, wenn die Öl- und Gasvorkommen vor der Küste zutage gefördert werden.

Die Regierung in Guyana hat sich zudem zum Ziel gesetzt, bis 2025 den eigenen Energiebedarf zu 100 Prozent durch Erneuerbare Energie zu decken. Mit der Entdeckung gigantischer Erdölfelder vor der Küste hofft Guyana nun, zum wichtigsten erdölexportierenden Land weltweit aufzusteigen. Das passt nicht zusammen. Welchen Weg wird das Land beschreiten?

Shownotes


Skript zum Beitrag

Erstausstrahlung südnordfunk am 1. November 2022 | Autorin: Martina Backes

Ölextraktivismus vor der Küste Guyanas

Melinda Janki: »Guyana wird an dem Öl nicht reich werden. Vielmehr wird Guyana einen hohen Preis zahlen: in ökonomischer, finanzieller, ökologischer, sozialer und demokratischer Hinsicht.«

Melinda Janki ist Juristin, Expertin für Ölextraktivismus und Umweltaktivistin aus Guyana, dem einzigen englischsprachigen Land auf dem südamerikanischen Kontinent. Melinda Janki verfolgt und beklagt die Off-Shore-Förderpraxis von Öl und Gas in ihrem Land. Guyana grenzt an Venezuela, Brasilien und Suriname. Das Land plant, seine riesigen Öl- und Gasvorkommen aus der Tiefsee zu Tage zu fördern.

Melinda Janki: »Ich beschäftige mich mit dem Ölsektor und leite die juristischen Anfechtungen gegen die Ölbohrungen. Sie sind 120 Meilen vor der Küste Guyanas gelegen, zwei Meilen unter dem Meeresboden, und damit eine extrem gefährliche Tiefseebohrung.«

Während auf der Weltklimakonferenz im November 2022 in Ägypten die Frage verhandelt wird, wer für unvermeidbare Schäden und Verluste aufkommt, die der Klimawandel schon jetzt verursacht, importiert Europa weiter Rohöl. Unter anderem aus Guyana. Die Ölförderung in Guyana läuft auf Hochtouren. Was bedeutet das für das Klima? Und was für die Wirtschaft in Guyana und die Menschen in dem Land? Laut einem Bericht der Plattform »Energynews.pro« steigern die Ölproduzent*innen in dem lateinamerikanischen Land ihre Exporte an europäische Käufer*innen, die nach Alternativen zum russischen Rohöl suchen. Die staatlichen Verbote für russisches Öl seit Beginn des russisch-ukrainischen Konflikts kurbeln die Nachfrage nach alternativen Rohölsorten an. Guyana beispielsweise konnte seinen Lieferumfang 2022 wesentlich steigern. Das lateinamerikanische Land verschifft seit Anfang des Jahres 49 Prozent seiner gesamten Erdölexporte nach Europa - gegenüber 16 Prozent im Jahr 2021.

Werbespot Weltbank: Guyana ist auf dem besten Weg, ein weltweit führender Ölproduzent zu werden. Im Jahr 2015 fand ein Konsortium unter der Leitung des US-Giganten Exxon Mobil Öl in den Gewässern Guyanas. Diese Entdeckung könnte die größte in der Geschichte der Erdölförderung sein.

Das latein­ameri­kanische Land verschifft seit Anfang des Jahres 49 Prozent seiner gesamten Erdöl­exporte nach Europa

Ute Kotcy: »Die Weltbank hat Guyana lange Zeit ignoriert, und dann wurde vor der Küste Öl entdeckt.« Das war 2015 also in dem Jahr, als das Pariser Klimaschutzabkommen gefeiert wurde. Bis zum Jahr 2020 wurden vor der Küste Guyanas 13 Ölfelder entdeckt, mit einem geschätzten Gesamtvolumen von fünf bis zehn Milliarden Barrel Öl. Erst Ende Oktober 2022 kamen neue Funde hinzu.

Ute Koczy: »Guyana sieht sich als armes Land, das jetzt endlich auch die Profite einstreichen kann, die andere Länder schon längst haben und hat sich entschieden, auch unter der jetzigen Regierung, die Erdölvorkommen auszubeuten«, so Ute Koczy von der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation Urgewald. Das durchschnittliche Einkommen der Bevölkerung in Guyana ist nur halb so hoch wie der Durchschnitt in ganz Südamerika. Doch das Land ist reich an Ressourcen. Bisher weist Guyana eine negative CO2 Bilanz auf: Dank seiner ausgedehnten Primärwälder und Kohlenstoffsenken trägt es deutlich mehr zum Schutz des Weltklimas bei, als es an Emissionen freigibt. Seit rund drei Jahren ist das Land auf dem besten Weg zu einer der größten Treibhausgasemittenten weltweit aufzusteigen. Die Öllieferungen aus dem Nachbarland Venezuela nach Europa brechen immer weiter ein, die Qualität ist oft minderwertig. Man könnte meinen, die Krise in Venezuela und die Abnahmeverbote für russisches Öl kommen dem Land zu pass. Hinzu kommt die Förderung von Gas.

The Carbon Bomb: »Laut ExxonMobile wird die Erschließung der Gasvorkommen die Brücke schlagen zwischen der Vergangenheit des Landes und einer strahlenden nachhaltigeren Energiezukunft in Guyana. Die Weltbank prognostiziert für Guyana ein enormes wirtschaftliches Wachstum von über 30 Prozent. But how did that happen?«

Ute Koczy: »Anscheinend ist die Regierung von Guyana auf die Weltbank zugegangen und hat darum gebeten, Unterstützung zu bekommen. Sie leistet inzwischen seit 2015 Unterstützung und ebnet damit den Weg für die Exploration und die Förderung der Ölfelder.« so Ute Koczy von der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation Urgewald in dem Dokumentarfilm „The Carbon Bomb“. Der Film dokumentiert vor allem die Rolle der Weltbank in der Ölförderstrategie in Guyana. Im Interview mit dem südnordfunk sagt sie: »Die Weltbank ist hier auf der falschen Spur, sie hat leider nicht gelernt, auf den fossilen Pfad zu verzichten. Die Weltbank hat nicht dazu geraten auf Öl zu verzichten, sie hat das Land dazu gebracht, im Auftrag von Exxon, Hess und CNOOC alles zu tun, damit die Erdölförderung funktionieren kann.«

Die US-amerikanischen Unternehmen Exxon und Hess sowie die chinesische CNOOC operieren als Konsortium. Sie haben einen Deal mit Guyana vereinbart. In einer Presseerklärung heißt es: »Im Dezember 2017 kündigte Guyana an, dass ihr Öl- und Gasentwicklungsprogramm gemeinsam von der Weltbank und der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IDB) finanziert werden würde. Die Weltbank stellte ihrerseits im Juni 2018 Budgethilfen von 35 Millionen US-Dollar bereit. Hinzu kommen im März 2019 nochmals 20 Millionen US-Dollar für das Petroleum Resource Governance and Management Project.«

»Heute geben wir bekannt, dass die Weltbank nach 2019 keine Mittel mehr für die Förderung von Öl und Gas bereitstellen wird.«

Die öffentliche Unterstützung der Weltbank für die Ölförderung in Guyana steht in eklatantem Widerspruch zu den Prioritäten des Landes im Hinblick auf den Klimawandel. Und sie widerspricht den Verpflichtungen der Weltbank an das Pariser Klimaabkommen: Die Weltbank gab 2017 ein Versprechen: »Heute geben wir bekannt, dass die Weltbank nach 2019 keine Mittel mehr für die Förderung von Öl und Gas bereitstellen wird.«

Die Entdeckung der Erdölfelder wurde in Guyana das Topthema bei den Wahlen 2020. Fünf Monate lang wurde um den Wahlsieg gerungen. Altpräsident David Granger erklärte den 20. Dezember zum »Nationalen Öltag« und baute darauf seine Wahlstrategie auf. Doch am Ende konnte sein Gegenspieler Mohamed Irfaan Ali das Gezerre für sich entscheiden.

The Carbon Bomb: »Wir haben Öl, wir haben Gas, aber Gott sei Dank wurden diese Funde am Vorabend der Wahlen gemacht, sodass eure neue Regierung – eine mit sauberen Händen – die Kontrolle über den Ölsektor übernehmen kann.«

Die Misswirtschaft der natürlichen Ressourcen, vor allem Zucker und Holz, begleitet das Land praktisch seit seiner Existenz, und David Granger hat keine weiße Weste. Präsident Ali versprach bei der Öl- und Gasförderung Transparenz und eine faire Verteilung aller Gewinne.

Einspieler: »ExxonMobil ist der führende Partner des Konsortiums. Seit 2015 haben ExxonMobil und seine Partner einen Förderblock erschlossen, ein 6,6 Millionen Acre großes Gebiet in der Tiefsee. Bisher wurden 20 Ölfelder entdeckt, allein in 2021 wurden sechs Ölfelder gefunden.«

Bis Ende Oktober 2022 folgten weitere neun. Guyana exportiert das aus der Karibiksee zu Tage geförderte Rohöl vollständig über das Konsortium aus ExxonMobil, Hess Corp und CNOOC – die China National Offshore Oil Corporation. Doch es geht nicht nur um Erdöl, sondern auch um Gas.

»Wir haben ein Projekt, das uns dazu verhilft, unsere Energiekosten auf den wettbewerbsfähigsten Level zu senken. Und das sicherstellt, dass wir eine stabile verlässliche Versorgung mit Energie haben werden. Das Offshore-Projekt für die Gasförderung wird uns dabei helfen, die Energiekosten um 50 Prozent zu reduzieren.« Das sagt Mohamed Irfaan Ali, Präsident von Guyana, in einem Werbefilm der ExxonMobil, über das GtE Projekt (Gas to Energy), Energiegewinnung aus Offshore Gas. »Es wird uns dabei helfen, dass wir für die Industrie und für das Handwerk eine sichere Energieversorgung haben. Es wird uns dabei helfen, mehr Arbeitsplätze, höhere Einkommen und damit mehr Wohlstand für die Menschen zu schaffen.«

Die Frankfurter Zeitung schrieb 2020: »Das Erdöl könnte aus dem Armenhaus eines der reichsten Länder im Karibikraum machen.« Ute Koczy: »Der große Kuchen, also 75 Prozent von all diesen Öleinnahmen, geht an Exxon und deren Partner. 25 Prozent werden zwischen den drei Erdölunternehmen nochmal aufgeteilt. Man muss aber dazu wissen, dass die Lizenzgebühren auch nur zwei Prozent ausmachen. So hat Guyana im Grunde genommen viel zu wenig von all diesem Öl, das im Boden steckt, und muss sich damit auseinandersetzen, dass es auch noch miserable Verträge gemacht hat, die schließlich dazu führen werden, dass das Land sich verschuldet.«

Verschuldung statt Gewinne aus den steigenden Ölverkäufen?

Ute Koczy: »Die Verträge die das Land mit dem Konsortium der drei Unternehmen und mit der Weltbank geschlossen hat, besagen, dass jedes neue Erdölfeld, das erschlossen wird, erst einmal von Guyana bezahlt werden muss. Das heißt, alle Erschließungskosten gehen erst einmal auf das Konto von Guyana. Und da jetzt einige neue Erdölfelder erschlossen worden sind, müssen nun erst einmal Kosten (von den Verkaufsgewinnen) abgezogen werden, bevor Guyana wirklich an das große Geld herankommt, das es sich erhofft. Guyana muss sich verschulden, um quasi die Erschließungskosten im Voraus zu bezahlen. Damit erhält Guyana Brotsamen, während die riesigen Mengen an Geld auf die Konten der Erdölunternehmen gehen.«

Ob Lizenzen für die Ölförderung oder für Gas: Die Umweltjuristin Melinda Janki aus Guyana betrachtet den Deal zwischen dem Konsortium und Guyana nicht nur wegen der wirtschaftlichen Gefahr als Misere. Sie befürchtet – neben verheerenden Umweltkatastrophen – eine Aufweichung der Umweltgesetzgebung, die sie damals selbst mit auf den Weg gebracht hat.

Melinda Janki: »Als ich nach Guyana zurückging, beriet ich die Regierung dahingehend, das Umweltschutzgesetz zu ändern. Nun haben wir ein Gesetz und die Weltbank versucht durch ihre Beratung einen Teil dieser Umweltschutzauflagen wieder zu streichen. Sie behauptet, das Umweltschutzgesetz sei altbacken und zu komplex. Was die Weltbank damit meint, ist, dass wir in Guyana sehr hohe Standards haben für alle, die in der Ölförderung tätig werden wollen – insbesondere auf einem Planeten mit einem Klimanotstand.«

Gegen die Lizenzvergabe an Exxon, Hess und ein weiteres Unternehmen des Konsortiums wurde geklagt. Doch das Oberste Gericht entschied gegen die Kläger*innen. Melinda Janki: »Das Oberste Gericht entschied, dass Exxon, Hess und CNOOC keine separaten Umwelt-Genehmigungen benötigen. Ich habe gegen die Entscheidung Berufung eingelegt.«

Der Konzern ExxonMobil ist für eine der größten Ölkata­strophen in der Geschichte verantwortlich.

Der Konzern ExxonMobil ist für eine der größten Ölkatastrophen in der Geschichte verantwortlich. Manche erinnern es noch: Die Exxon Valdez, ein Erdöltankschiff, lief 1989 auf Grund. Elf Millionen Gallonen Rohöl verwüsteten die Küste Alaskas. 2010 explodierte im Golf von Mexiko die Bohrinsel Deepwater Horizon und löste die bislang schwerste Umweltkatastrophe in den USA aus. 800 Millionen Liter Öl flossen in den Golf von Mexiko, die Meeresökosysteme, Fischbestände und Korallen, haben sich bis heute nicht vollkommen erholt. Doch was, wenn es in den guyanischen Gewässern zu einer Tankerkollision oder einem Unfall bei den Tiefseebohrungen kommt?

Ute Koczy: »Also da stehen einem schon die Haare zu Berge. Das Land hat überhaupt keine Möglichkeiten, auf einen Ölunfall zu reagieren. Es besitzt weder die nötigen Schiffe dafür, noch die Ausbildung, die Kompetenzen oder die Möglichkeiten, eine solche Katastrophe in irgendeiner Weise zu verhindern. Käme es zu einem solchen Unfall, würde das Driften des Meeres zusammen mit dem Öl auf die Karibik zusteuern, und die Küsten nördlich und nordwestlich von Guyana verschmutzen. Maßnahmen durch das Land kann man nicht erwarten, und insofern muss Guyana auch mit dem Risiko leben, dass bei einem Unfall die gesamte Biodiversität, von der dieses Land auch lebt, mit zerstört wird.«

»A Fair Deal for Guyana«

Urgewald hat die Produktion des Films The Carbon Bomb unterstützt – und der war für die Klage der Kampagne »A Fair Deal For Guyana« wichtig. Es geht nicht nur um Gefahren für die Umwelt, es geht auch um demokratische Prozesse, die mit der Ölförderpraxis auf dem Spiel stehen. »A Fair Deal for Guyana« hat die unfairen und nicht demokratisch legitimierten Abkommen zwischen der Regierung Guyanas, der Weltbank und ExxonMobil in offenen Briefen publik gemacht.

Ute Koczy: »Die Umweltgesetzgebung, die Guyana sich gegeben hat, war ganz hervorragend. Man hat sich auf 100 Prozent Erneuerbare Energien für Guyana verständigt, und darauf, alles nachhaltig zu gestalten. Davon ist jetzt überhaupt keine Rede mehr, und diejenigen, die das einfordern, werden quasi mundtot gemacht bzw. stehen am Rande der Gesellschaft.«

Die Zeitschrift Energiezukunft schreibt 2020: Nach Recherchen von Urgewald sehe ein Plan der Weltbank sogar 2,2 Millionen US Dollar für Anwaltskanzleien vor, um neue Öl- und Gasgesetze vorzubereiten. Das klingt nach Entwicklungshilfe für die Ölfirmen, nicht für die Menschen von Guyana, und nicht für den Klimaschutz. Laut ExxonMobil wird die Erschließung der Gasvorkommen eine Brücke schlagen zwischen der Vergangenheit des Landes und einer strahlenden nachhaltigeren Energiezukunft in Guyana.

Eine nachhaltige Energie­zukunft – doch für wen?

Ute Koczy: »Und vor allem muss man wissen: Das riesige Unternehmen Exxon hängt im Grunde genommen an dieser Erdölquelle vor Guyana. Der Erdöl-Gigant könnte ohne die Erdölfelder in der Tiefsee vor Guyana gar nicht mehr existieren, da sie keine andere Möglichkeit mehr haben, Erdöl zu fördern. Andere Quellen haben sie nicht und deswegen ist der Öl-Gigant abhängig von Guyana. Das wird kaum benannt; das ist aber einer der Hintergründe, warum sie sich in Guyana so stark machen und immer wieder verkünden, sie würden neue Felder entdecken.«

ExxonMobil scheint sich an dem armen Land Guyana gesundstoßen zu wollen. Der Konzern wird in der wissenschaftlichen Literatur als einer der einflussreichsten Sponsoren von klimaskeptischen Positionen angesehen. Darüber berichtet die Wissenschaftszeitschrift Science. Die Tageszeitung The Guardien berichtete 2017: »Wissenschaftler und Ökonomen haben von einer Lobbygruppe jeweils 10.000 Dollar erhalten, um einen Bericht zu veröffentlichen, der die Daten des Weltklimarates in Frage stellt.« Die Lobbygruppe, das ist das American Enterprise Institute (AEI), ein von ExxonMobil finanzierter Thinktank. The Guardien schreibt: »Das American Enterprise Institute hat mehr als 1,6 Millionen Dollar von ExxonMobil erhalten. In Schreiben an Wissenschaftler und Ökonomen wurden Zahlungen für Artikel angeboten, die die Mängel eines Berichts des Weltklimarates hervorheben sollten. Die Klimaberichte der UN sollten in Frage gestellt werden.«

In seinem Bericht von Juni 2022 gibt sich ExxonMobil durchaus als klimabewusstes Unternehmen aus. Es schreibt: »Die unternehmensweiten Abfackelungsintensitäten bis zum Jahr 2035 werden um 60 bis 70 Prozent reduziert – gegenüber der Intensität von 2016. Die unternehmensweite Treibhausgasintensität soll um 20 bis 30 Prozent verringert werden, und als Teil davon, die Methanintensität um 70 bis 80 Prozent.«

Fünfzehn Milliarden Dollar will das Unternehmen laut eigenen Angaben in emissionsärmere Energielösungen investieren, als Beitrag zu einer Netto-Null Emissionsstrategie, wie es heißt. Doch wenn der Ölgigant von Netto-Null und Klimaschutz spricht, ist damit wohl gemeint, dass die Erdölförderung selbst ein wenig weniger klimaschädlich vonstattengehen soll als in der Vergangenheit. Das geförderte Öl und Gas allerdings geht nicht in dieser Rechnung auf. Es bleibt als fossiler Energieträger, einmal zu Tage gefördert, eine Gefahr für das Klima, denn es wird von den Käufer*innen vernutzt. Und das am Ende dabei freigesetzte CO2 ist das, was für das Klima zählt.

The Carbon Bomb: »Es gibt keine Best Practices für die Erschließung neuer Ölvorkommen, wenn wir die Erwärmung unter zwei Grad halten wollen.«

Der Klimaschaden lässt sich in etwa abschätzen: Die Organisation Pro Regenwald schreibt: »Sollte alles gefördert und genutzt werden, was vor Guyana lagert, würden 860 Millionen Tonnen CO2 freigesetzt - mit der einhergehenden Erdgasproduktion wären es 1,7 Milliarden Tonnen zusätzliche CO2-Emissionen. Damit würde Guyana, bisher dank seiner noch üppigen Regenwaldgebiete von einem Land mit negativen CO2-Emissionen zum Staat mit den höchsten Pro-Kopf-Emissionen der Welt aufsteigen.«

Die Autorin Martina Backes ist Biologin und Mitarbeiterin des iz3w.

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