I don’t wanna holiday in the sun
Warum reisen Menschen an Orte des Schreckens?
Unter den Begriff Dark Tourism fallen verschiedenste Reiseziele und -aktivitäten von Jack the Ripper-Touren über verlassene Städte bis Genozid-Museen. Dank medialer Verbreitung werden sie immer beliebter. Was motiviert Menschen, sich im Urlaub mit Grauen zu beschäftigen?
Orte, an denen Gräueltaten verübt wurden – mittelalterliche Folterkeller und ehemalige Gefängnisse, Geisterstädte, die nach Katastrophen übrigbleiben – Räume, die für Zerstörung, Leid und Tod stehen, werden immer mehr zum Magnet für Tourist*innen. Die Serie »Tschernobyl« erzählte beispielsweise die nukleare Katastrophe von 1986 nach und trug zur Popularisierung der Sperrzone um den Reaktor als Reiseziel bei. Während diese 2014 von etwa 8.000 Menschen besucht wurde, kamen 2019 schon rund 124.000 Tourist*innen.
Dark Potpourri
Mittlerweile hat Dark Tourism sogar eine ‚eigene‘ Netflixserie: In »Dark Tourist« reist der neuseeländische Journalist David Farrier unter anderem in ein Haus in den USA, in dem gefoltert wurde und ins radioaktive Umland von Fukushima. In der kolumbianischen Stadt Medellin traf er sich mit Jhon Jairo Velásquez. Dieser hatte im Auftrag von Pablo Escobar, der in den 1970er und 1980er-Jahren in Medellin ein Drogenimperium aufgebaut hatte, über 200 Menschen getötet. Velásquez war eine Zeit lang eine wichtige Figur in diesem neuen Tourismussektor: Gegen Bezahlung ließ er sich etwa mit Tourist*innen fotografieren, bis er 2018 erneut verhaftet wurde. Medellín hat sich zu einem Hotspot des ‚gruseligen Tourismus‘ entwickelt. Während die meisten Einheimischen seinen Namen nicht einmal mehr aussprechen wollen, boomt der sogenannte Narco-Tourismus rund um Escobar.
In Medellin werden inzwischen unzählige Escobar-Touren angeboten, auf denen Tourist*innen verschiedene S