»Keiner von beiden kann gewinnen«
Interview mit Mario Wolf über den Krieg im Sudan
Seit dem 15. April 2023 kämpfen im Sudan zwei militärische Verbände um die Macht: die sudanesische Armee gegen die Rapid Support Forces. Das ist ein harter Rückschlag für das Land und die demokratischen Kräfte. Die iz3w sprach mit dem Sudan-Experten Mario Wolf über die zwei zentralen Kriegsakteure.
iz3w: Wie kann man sich die sudanesische Armee (SAF) vorstellen?
Mario Wolf:Die sudanesische Armee … der Begriff vermittelt den Eindruck, als ob es sich um eine reguläre Institution handelt: eine nationale Armee, die einer zivilen Regierung unterstellt ist. Das ist im Sudan, wie auch in anderen autoritären Staaten Nordafrikas oder Westasiens, so nicht der Fall. Die SAF ist weniger der Teilbereich einer zivilen staatlichen Struktur, sondern sie repräsentiert und dominiert den Staat.
Ist die Republik Sudan ein Militärstaat?
Schon im Jahr der Unabhängigkeit des Sudans 1956 erfolgte ein erster Militärputsch. Die längste Zeit wurde der Sudan von einer Militärjunta regiert. Der ehemalige Staatspräsident Omar al-Baschir, der das Land seit 1989 über 25 Jahre geführt hat, regierte auf der Grundlage eines Putsches und mit Rückhalt eines starken Militärs. Das System ist auf Kleptokratie und Nepotismus ausgelegt. Also auf die willkürliche Bereicherung der Herrschenden; sowie auf nicht legitimiertem Besetzen von Führungspositionen in Militär, Politik, Verwaltung und Wirtschaft durch eigene Leute. Diese kommen aus der Familie, aus den eigenen ethnischen Gruppierungen und aus dem Umfeld auf sogenannter Vertrauensbasis. Die Armee hat die Entwicklung des Sudans immer essentiell beeinflusst. Nicht nur Staatsgelder fließen zum Militär. Vielmehr ist die Armee wirtschaftlich eigenstä