Blick auf die Schwebebahn Konstruktion
Die Wuppertaler Schwebebahn am Zoo. Beide weisen koloniale Spuren auf | Foto: Daniel Mennerich | CC BY-NC-ND 2.0

Tief im Westen

Das koloniale Erbe Wuppertals heute

Die koloniale Verstrickung Wuppertals begann mit den Handelsbeziehungen im 17. Jahrhundert (iz3w 390). Das Gewaltverhältnis gegenüber dem Globalen Süden intensivierte sich mit dem Deutschen Kolonialismus seit den 1880er-Jahren (iz3w 391). Auch in der postkolonialen Zeit brach das koloniale Verhältnis nie ab. Die Aufarbeitung der städtischen Kolonialbeziehungen steckt noch in den Kinderschuhen.

von Oliver Schulten

09.11.2022
Veröffentlicht im iz3w-Heft 392

»Der komplett neu gestaltete Von-der-Heydt-Platz in Wuppertal-Elberfeld lädt zum Verweilen und Entdecken ein«, schrieb die Wuppertaler Rundschau vor einem Jahr. Unerwähnt bleibt, was es mit der Familie Heydt historisch zu entdecken gibt. Da wäre die Verbindung des deutschen Konservatismus mit dem Nationalsozialismus, aber auch mit dem Kolonialismus. Vorab: Elberfeld, Barmen und andere Städtchen des Bergischen Landes im Tal der Wupper und die daraus entstandene Industriestadt Wuppertal wurden politisch und ökonomisch von Familien wie den von der Heydts geprägt.

August von der Heydt war 1879 Mitbegründer des Wuppertaler Zoos und Stifter von Brunnen oder Denkmälern wie dem Hindenburg-Denkmal (das 1959 im Auftrag der Stadt wieder entfernt wurde). Als Kunstsammler begründete er den Museumsverein mit, aus dem das Von der Heydt-Museum entstand. Sein Sohn Eduard von der Heydt sammelte ostasiatische und afrikanische Kunst und überließ etliche Werke verschiedenen Museen als Leihgabe. Er hing einem bizarren Kosmopolitismus an: 1933 trat er der NSDAP bei, 1937 wurde er als Schweizer Staatsbürger Mitglied im »Bund treuer Eidgenossen nationalsozialistischer Weltanschauung«. Zudem hatte der vermögende Ostasienfreund die chinesische Staatsbürgerschaft. Sein Onkel Karl von der Heydt förderte die deutschen Kolonialbestrebungen als Vorsitzender der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft. Im 21. Jahrhundert sie

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