Ein Krieg gegen die Armen
Aufklärung staatlicher Verbrechen in Guerrero
In den 1960er- und 70er-Jahren ging das mexikanische Militär in einem sogenannten schmutzigen Krieg gegen die Bevölkerung des Bundestaats Guerrero vor. Opfer und Angehörige kämpfen bis heute für Gerechtigkeit und kritisieren, dass Mexikos Regierung die Befugnisse des Militärs weiter ausbaut.
»Das Militär ist in unsere Gemeinschaften eingedrungen. Sie haben Menschen gefoltert, verschleppt und ermordet«, erinnert sich Lucía Urióstegui an die Gewalt, mit der der mexikanische Staat ab den 1960er-Jahren gegen ländliche Gemeinden im Hochland des Bundesstaats Guerrero vorging. Insgesamt vierzig Opfer und Angehörige von Verschwundenen berichten im Dezember 2022 auf der Konferenz »Dialógos por la Verdad« in Chilpancingo ausführlich von den Menschenrechtsverbrechen der Guerra Sucia, Mexikos schmutzigem Krieg. Eingeladen hat sie die Wahrheitskommission, die 2021 von Mexikos Regierung um Präsident Andres Manuel López Obrador ins Leben gerufen wurde und für Aufarbeitung der Verbrechen des Konflikts sorgen soll. »Ziel ist es, die Opfer in den Mittelpunkt zu stellen, indem die Überlebenden und Angehörigen zu Wort kommen«, erläutert Abel Barrera, Mitglied der Wahrheitskommission und Direktor des Menschenrechtszentrums Tlachinollan, eines der Ziele des Wahrheitsprozesses. So ist es für viele der Beteiligten das erste Mal, dass sie die Geschichten des erlittenen Unrechts öffentlich erzählen können.
In dem Konflikt, der seine Hochphase zwischen Mitte der 1960er und Ende der 1970er-Jahre hatte und sich bis in die 1990er-Jahre hinzog, ging die Regierung der autoritären Staatspartei PRI mit militärischer Gewalt gegen linke politische Gruppierungen und Guerillabewegungen vor. Die mexikanische Polizei und das Militär operierten dabei unter der Logik der Aufstandsbekämpfung und versuchten v