Lebensrettung unerwünscht
NGO-Schiffe stoßen auf politische Hürden
Tunesiens Regierung hat die Verfolgung von Migrant*innen verschärft. Diese fliehen vermehrt über das Mittelmeer nach Italien und Malta. Auf der Route werden eigentlich mehr Rettungsschiffe benötigt. Doch die Rettungsarbeit wird behindert und kriminalisiert.
An allem sind die Migrant*innen schuld. So erklärte zumindest Tunesiens Präsident Kais Saied Ende Februar 2023 die sich verschlechternde wirtschaftliche Lage im Land. Er kündigte eine verschärfte Bekämpfung illegaler Einwanderung aus afrikanischen Ländern südlich der Sahara an. Die Rede wurde seitens der Afrikanischen Union scharf, aber folgenlos verurteilt. Vielmehr folgte eine Welle der Polizeigewalt gegen Geflüchtete. Seither wollen viele Migrant*innen das Land so schnell wie möglich verlassen. Im März organisierten rund 250 Menschen vor dem Sitz des Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR) in Tunis ein mehrwöchiges Sit-In. Sie wollen von den Vereinten Nationen evakuiert werden. Nach über einem Monat wurden die Proteste gewaltsam aufgelöst.
Todesfalle aus Metall
Seither nehmen immer mehr Migrant*innen in Tunesien das tödliche Risiko der Überquerung des Mittelmeers auf sich. Die Flucht ist zudem mit dem Risiko verbunden, von der Küstenwache nach Tunesien zurückgebracht zu werden. So müssen viele die gefährliche Flucht über das Meer mehrfach unternehmen – und mehrmals das Geld für die Bezahlung der Schmuggler*innen oder eines Boots aufbringen. Abhängig von der Witterung und meist nachts fahren sie in kleinen Metallbooten los. Diese werden erst seit Herbst 2022 verwendet und werden aus Metallplatten für eine einmalige Überfahrt zusammengeschweißt. Auf Grund der Bauart sinken sie deutlich schneller als Holz- oder Schlauchboote. Weil sie völlig überladen ausfahren, liegt der Bug meist nur