Razzia in Frankfurter Türsteherszene
Polizeirazzia in Frankfurt | Bild: conceptphoto.info CC BY 2.0

»Wegbereiter der aktuellen Faschi­sierung«

Interview mit Melly Amira und Jorinde Schulz vom Autor*innen­kollektiv des Sammel­bands »General­verdacht«

Das Interview führte Sarah Wehrle

10.02.2025
Veröffentlicht im iz3w-Heft 407

iz3w: Euer Sammelband trägt den Titel »Generalverdacht. Wie mit dem Mythos Clankriminalität Politik gemacht wird«. Wie ist der Begriff ‚Clankriminalität‘ entstanden und wer wird den ‚Clans‘ zugerechnet?

Melly Amira und Jorinde Schulz:Der Begriff ist ein Konstrukt der Polizei. In ihm steckt die Behauptung, es gäbe Großfamilien – ‚Clans‘ – die als kriminelle Organisationen agieren. Polizei, Politik und Medien verwenden das Label vor allem in Bezug auf Menschen mit arabischer Migrationsgeschichte, Romn*ja und Sint*izze. In den polizeilichen Definitionen und in der öffentlichen Debatte werden ‚Clans‘ mit Rückständigkeit, Gewaltbereitschaft, ‚ethnischer‘ Abschottung oder patriarchalen Strukturen in Verbindung gebracht, alles klassische rassistische Stereotype.

Die Debatte ist ein Parade­beispiel für eine rechte Hetz­kampagne

Welche Vergehen werden unter ‚Clankriminalität‘ zusammengefasst?

Die entsprechenden Polizeistatistiken zeigen, dass das, was als ‚Clankriminalität‘ bezeichnet wird, ein wildes Deliktsammelsurium ist – darunter Ordnungswidrigkeiten und Verkehrsverstöße – die nur in wenigen Fällen irgendetwas mit organisierter Kriminalität zu tun haben. Das macht trotz des hohen Verfolgungsdrucks gerade einmal zwischen 0,18 und 0,6 Prozent aller aufgenommenen Strafermittlungen aus. Ein Straftatbestand ist die ‚Clankriminalität‘ sowieso nicht. Der Begriff dient vielmehr dazu, Kriminalität mit Herkunft und ethnischer Zugehörigkeit zu verbinden. Daher ist es auch ein rassistischer Kampfbegriff, im Grunde ein Update des Begriffs der »Ausländerkriminalität«. Menschen wird mit dem Begriff qua Familienzugehörigkeit eine kriminelle Neigung unterstellt. Das resultiert in

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