Entzauberte Lichtgestalt
In Nigeria offenbaren die Wahlen ein neues Kräfteverhältnis
Der Urnengang im bevölkerungsreichsten Staat Afrikas war von Pannen und Betrugsvorwürfen überschattetet. Mit Bola Ahmed Tinubu errang einer der mächtigsten Politiker des Landes die Präsidentschaft. Ein genauer Blick auf die Wahlgänge zeigt einerseits eine Verschiebung der politischen Lager sowie andererseits grobe Fehleinschätzungen bei den Prognosen.
Nigerias Präsidentschafts-, Gouverneurs- und Parlamentswahlen vom Februar und März 2023 sind gelaufen, auch wenn etliche Wahlergebnisse noch gerichtlicher Bestätigung bedürfen. Das braucht seine Zeit, sodass der Amtseinführung des neugewählten Präsidenten Bola Tinubu am 29. Mai nichts im Wege steht.
Erwartungen an transparente, faire und friedliche Wahlgänge, unterstützt durch die Nutzung digitaler Übertragungswege von Wahllokalen zu regionalen Zentren und durch massive Sicherheitsvorkehrungen, erfüllten sich nur partiell. In vielen Fällen versagte die Technik, diverse Schlägertrupps malträtierten Wähler*innen und behinderten die Stimmabgabe, bezahlte Rowdies entwendeten gewaltsam Wahlurnen. Dutzende wurden vor, während und nach den Wahlgängen Opfer von Gewalt. Außerdem konnten die Sicherheitskräfte mehrere politisch motivierte Anschläge und Morde nicht verhindern. Hetzkampagnen, angereichert mit ethnisch-religiösen Untertönen, zählten zum politischen Grundgerüst der wichtigsten Akteure. Zuletzt gab es ein Ergebnis, dass sehr deutlich zugunsten Tinubus ausfiel.
Ein Licht am Horizont …
Nicht nur Afrika, auch die energiehungrige EU und Indien blickten gespannt in das wichtigste Öl- und Gasland Afrikas, wo nach fast acht Jahren politischer Agonie unter Präsident Muhammadu Buhari etwas in Bewegung zu geraten schien: Mitte 2022 tauchte eine politische Lichtgestalt auf, die sich anzuschicken schien, das