Umkämpfte Soldatinnen
Geschlechtlich organisierte Gewalt im Militär
Frauen besetzen zunehmend aktivere Rollen im Militär. Dieser Wandel wirft Fragen im Hinblick auf die geschlechtliche Organisation von Gewalt auf. Denn Gewalt löst sich nicht einfach auf, wenn mehr Frauen in Kampfeinheiten integriert werden. Die hierarchische Gewaltordnung, die Zumutung der Verletzbarkeit wie die Anmaßung, andere verletzen zu können, bleiben. Deren unterschiedliche Markierung nach Geschlecht erweist sich ebenfalls als beständig.
Das Militär stellt eine spezielle gesellschaftliche Institution dar. Sie verlangt von ihren Mitgliedern Außergewöhnliches – weit über das hinaus, was in anderen Arbeitskontexten üblich ist. Die Anforderungen reichen bis tief in die persönlichsten Bereiche hinein. Militärangehörige sind mit Gewalt in einem Ausmaß konfrontiert, wie es sie in der Gesellschaft sonst nicht in legitimer Form gibt: Von Soldat*innen wird im Kampfeinsatz verlangt, ihr eigenes Leben zu riskieren und anderes Leben gewaltsam zu vernichten.
Das Militär ist einer der gesellschaftlich zentralen Räume zur Organisierung von Gewalt: mit Verletzbarkeit auf der einen und Verletzungsmacht auf der anderen Seite. Der Soziologe Heinrich Popitz definiert dies in »Phänomene der Macht« so, dass einerseits Verletzbarkeit die grundlegende Zerstörbarkeit des Lebens adressiert. Andererseits steht Verletzungsmacht für die Fähigkeit, Gewalt auszuüben.
Allerdings sind beide Seiten der Gewalt sozial ungleich verteilt, wobei insbesondere Geschlecht als Marker fungiert, der Menschen exklusiv die Positionen der Schwäche oder Stärke zuweist. Die Streitkräfte sind ein sehr vergeschlechtlichter Ort, in dem diese Verteilung organisiert wird. In der militärischen Organisationskultur ist Männlichkeit tief verwurzelt. Das spiegelt sich in der zahlenmäßigen Überrepräsentanz von M