Der Comic "Der verkehrte Himmel" von Mikael Ross, Rezension

Dalli Dalli durch Lichten­berg

Rezensiert von Patrick Helber

14.02.2025
Veröffentlicht im iz3w-Heft 407

Der Comic Der verkehrte Himmel von Mikael Ross nimmt die Leser*innen mit auf eine rasante Tour durch den Ost-Berliner Stadtbezirk Lichtenberg. Zwischen Plattenbauten und Gartenlauben gelingt es Ross, zweisprachig auf Deutsch und teilweise Vietnamesisch, das Coming of Age von jungen Menschen aus der vietnamesischen und russischen Diaspora zu einem spannenden Sommerkrimi zu verflechten.

Im Zentrum der in Schwarz-Weiß gehaltenen Geschichte stehen die Geschwister Tâm und Dennis sowie deren Freund*innen Alex und Marina. Während die vier ihre Eltern austricksen, sich verlieben, prügeln und mit Rollschuhen und Motorrollern durch markante Orte im Bezirk Lichtenberg, wie das riesige asiatische Großmarktgelände des Don-Xuan-Centers, cruisen, werden sie Zeug*innen eines Verbrechens. Aber trotz eines grausigen Fundes trotzen sie ihrer Angst und beginnen solidarisch, mit viel Geschick und einer gestohlenen Drohne eigene Ermittlungen anzustellen – jenseits ihres Schulalltags an der Hans-Rosenthal-Schule.

Der Comic spricht in seinem dynamischen Tempo nicht nur junge Leser*innen an. Ross demonstriert gekonnt, wie gute Unterhaltung und gegenwärtige Themen (wie Zwangsmigration und Menschenhandel) mit der Bezirksgeschichte, wie das Überleben des Berliner Juden Hans Rosenthal im Nationalsozialismus, verknüpft und empathisch anhand schneller Bilder erzählt werden können.

Patrick Helber

Mikael Ross: Der verkehrte Himmel. Avant-Verlag, Berlin 2024. 344 Seiten, 28 Euro.

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