Im Museum mit vielen Besucher*innen zwischen den Vitrinen wird in einer Performance zur Raubkunst aufgeführt -
Die Performance »It lies in public spaces« in der Benin-Ausstellung im September 2022 für dekoloniale emanzipatorische Bildungsarbeit | Foto: Frank Sperling, Ethnologisches Museum / Staatliche Museen zu Berlin

Im Schloss der Widersprüche

Museale Bildungsarbeit zwischen Benin und Berlin

Über Provenienz und Restitution zumindest zu sprechen, gehört in ethnologischen Museen mittlerweile zum guten Ton. Ähnliches gilt für die Kooperation mit den Herkunftsgesellschaften geraubter Objekte. Doch was heißt das für die Umsetzung in der museumspädagogischen Praxis? Ein Erfahrungsbericht.

von Patrick Helber und Friedrun Portele-Anyangbe

29.04.2023
Veröffentlicht im iz3w-Heft 396

Im Spätsommer 2022 hatten wir die Chance, gemeinsam mit Kate Akhadelor und Joseph Alonge, zwei Vermittler*innen vom National Museum Benin City, in Form einer zweimonatigen Residency am Ethnologischen Museum der Staatlichen Museen zu Berlin zu erproben, wie kollaborative Bildungsarbeit zwischen Benin und Berlin aussehen kann. Nachdem insbesondere ethnologische Museen seit einiger Zeit viel über das Einbeziehen von internationalen Partner*innen diskutieren, wollten wir die Praxis im museumspädagogischen Kontext testen. Aufgrund ihrer zentralen Bedeutung für den internationalen Diskurs um koloniale Raubkunst schien eine Partnerschaft mit den Kolleg*innen aus Benin City besonders wichtig. Die Geschichte der Objekte dürfte vielen bekannt sein: 1897 plünderten und zerstörten britische Kolonialtruppen den Palast im Königreich Benin im heutigen Nigeria. Dabei raubten sie tausende Kunstwerke, überwiegend aus Bronze und Elfenbein. Die Gedenkköpfe von Königen und Königsmüttern, Bronzereliefs und Zeremonialschwerter waren heiß begehrt bei den Sammler*innen der europäischen Kolonialmächte. Kontakte nach Benin City sind im Museumskontext erst in den letzten Jahren aufgebaut worden.

Königin Idia und Frau Lüttge

Seit September 2022 sind Benin-Bronzen als Teil der Dauerausstellung vom Berliner Ethnologischen Museums im (als Humboldt Forum) wiederaufgebauten Berliner Schloss ausgestellt. Nach einem langen Verhandlungsprozess wurde im Juni 2022 die Restitution von 512 Objekten aus dem Köni

Alle Beiträge lesen!

Weiterlesen mit Abo

Die Inhalte gehen uns nicht aus, Kreativität und Motivation auch nicht. Gemeinsam arbeiten wir an der finanziellen Stabilität. Sei dabei, abonniere die iz3w.

Abo-Varianten vergleichen Bereits Abonnent? Login
Unsere Inhalte sind werbefrei!

Wir machen seit Jahrzehnten unabhängigen Journalismus, kollektiv und kritisch. Unsere Autor*innen schreiben ohne Honorar. Hauptamtliche Redaktion, Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit halten den Laden am Laufen.

iz3w unterstützen