Mehrere Tänzer*innen auf dem Trination Mega Festival von von Bangladesch, Indien und Pakistan.
Das Trination Mega Festival von Bangladesch, Indien und Pakistan, Dhaka 2012 | Foto: Faisal Akram CC BY-SA 2.0

Identität und Gewalt

Partikularismus und Vielfalt in Indien

Identitätspolitische Auseinandersetzungen begleiteten die Geschichte Indiens dauerhaft. Die Abspaltung Pakistans und die dortigen politischen Verhärtungen sind dafür nur ein Beispiel. Im Bereich der Sprachen zeigt sich, dass die Akzeptanz der Vielfalt einen Ausweg bietet.

von Thomas Gugler

12.07.2023
Veröffentlicht im iz3w-Heft 398
Teil des Dossiers Identitätspolitik

Identitätspolitik in dem Sinne, dass Menschen anhand spezifischer Eigenschaften oder Lebenssituationen politisch mobilisiert werden, spielt auch in der indischen Politik eine wichtige Rolle. Zahlreiche Parteien wurden aufgrund einer gemeinsamen Identität gegründet, etwa die Muslimliga oder die Dalit-Parteien, welche sich gegen die Diskriminierung ihrer Gruppen wehren.

Diese Parteien haben oft den Anspruch, die Interessen einer Gruppe zu vertreten und für deren Rechte einzutreten. So gibt es in Indien Konflikte zwischen Dalits und Brahmanen oder auch zwischen Hindus und Muslimen. Diese Konflikte haben historische, soziokulturelle und politische Ursachen und werden bisweilen durch Akteur*innen identitätspolitisch aufgegriffen. Der erste Präsident der gesamtindischen Muslimliga, Muhammad Ali Jinnah (1876–1948) argumentierte auf Basis der Zwei-Nationen-Theorie, dass Muslim*innen als Kulturvolk eigener Art nicht mit Hindus in einem Staat zusammenleben könnten. 1947 wurde Britisch-Indien aufgrund der Forderung der Muslimliga nach einem eigenen Staat anhand religiöser Mehrheitsverhältnisse in Indien und Pakistan aufgespalten. Die traumatischen Teilungswirren von 1947 haben bis heute tiefe Narben auf beiden Seiten hinterlassen. Zwanzig Millionen Menschen wurden plötzlich zu Flüchtlingen oder Vertriebenen. Zwischen ein und zwei Millionen Männer, Frauen und Kinder wurden ermordet. Pakistans folgendes Teilungstrauma von 1971, welches Ostpakistan zu Bangladesch machte, riss die Teilungswunden von 1947 wieder auf.

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