Red Future
Welche Rolle spielen Utopien für Indigene in Nordamerika?
Die europäische Siedlungs-Utopie bedeutete für die Indigenen Gruppen Amerikas Gewalt, Vertreibung und Tod. Bis heute leben viele in Armut und struktureller Marginalisierung. Ist der Utopie-Gedanke unwiderruflich kolonial? Welche Zukunftsvisionen entwickeln Betroffene unter diesen Bedingungen? Eine Reise durch die Indigene Musikszene.
Als Kulturanthropologin stoße ich mich auf der Suche nach ‚Indigenen Utopien‘ zuerst an diesem Begriff. Das Wort ‚Utopia‘ taucht kaum in Indigenen Quellen auf – ‚Zukunft‘ und ‚Visionen‘ finden sich häufiger. Dabei spielt vor allem (De-)Kolonialität eine große Rolle: Sich kolonialen Strukturen zu widersetzen und diese hinter sich zu lassen: Das sind mitunter die Hauptanliegen Indigener Widerstandsbewegungen. Inwiefern ist der Utopie-Gedanke als westliches Konstrukt überhaupt auf Indigene Konzepte übertragbar?
Sollte das Konzept der Utopie nicht zuerst einmal auf dessen koloniales Erbe untersucht werden? Der ‚American Dream‘ beispielsweise entwickelte sich auf Kosten der Native Americans. Der Traum von einer ‚Neuen Welt‘ der Europäer*innen bedeutete den Untergang für ganze Bevölkerungsgruppen und jahrtausendalte Kulturräume. Einige Zeit später nimmt ein verklärtes, romantisierendes Bild des ‚edlen Wilden‘ einen beachtlichen Teil der europäischen Phantasie ein: Die ‚Rückkehr zur Natur‘ und ein ‚Leben so wie damals‘ sind oftmals Bestandteile des westlichen utopischen Denkens. Indigene Akteur*innen werden darin als Held*innen exotisiert und glorifiziert, man denke etwa Karl Mays Winnetou.
Harte Realitäten …
Die Realität vieler Indigener Communities in den USA und Kanada steht im scharfen Gegensatz zu derartigen Romantisierungen in westlichen Bildern und Erzählungen. Im Zuge der Kolonisierung wurden