Brake the Apps
Plattformarbeit in Brasilien
In Brasiliens Großstädten übernehmen prekäre Arbeiter*innen bereits seit Jahrzehnten Lieferdienste. In der Corona-Pandemie haben digitale Plattformen dieses Geschäftsmodell weiter ausgebaut. Es fordert maximale Selbstverantwortung bei gleichzeitiger Unterwerfung.
Sie sind aus dem Alltag der meisten Großstädte nicht mehr wegzudenken: Die Männer und Frauen mit den großen bunten Rucksäcken oder Kunststoffkisten auf dem Gepäckträger, die mit ihren Fahrrädern, Motorrollern oder Autos das Essen bis zur Haustür ihrer Kund*innen bringen. In Anlehnung an den gleichnamigen Fahrdienstvermittler Uber wurde spätestens mit der Corona-Pandemie – in der die per App buchbaren Dienstleistungen boomten – der Begriff der »Uberisierung« bekannt. In Hinblick auf die Arbeitswelt beschreibt er neue Methoden, mit denen die Arbeit kontrolliert, organisiert und gemanagt wird. Die digitalen Plattformen haben diese Form der Arbeitsorganisierung keinesfalls neu erfunden, sondern knüpfen an bestehende Tendenzen in der Arbeitswelt an und verschärfen diese mitunter. Plattformarbeit ist demnach der sichtbarste Sektor eines Prozesses, der die Arbeitswelt als Ganzes erfasst hat.
Zeigt sich in der Peripherie die Zukunft der Arbeitswelt?
Wie die Durchsetzung dieser Organisationsweise der Arbeit im globalen Vergleich erfolgt, kann nicht verallgemeinert werden, sondern hängt von ungleichen Verteilungsverhältnissen und den gesellschaftlichen Gegebenheiten vor Ort ab, in denen sie sich vollzieht. Ich erforsche dieses Konzept der Uberisierung seit über einem Jahrzehnt. Eine wichtige Frage für mich ist dabei, wie wir es ausgehend von den Ländern des Globalen Südens verstehen können. So etwa in Brasilien, wo bestimmte Teile der Arbeitswelt binnen weniger Jahre durch diese n