Hilfloser Held
Sozialkritik im südkoreanischen Superheldenfilm »Psychokinesis«
Es gibt Superheld*innen, die in Uniform für Recht und Ordnung kämpfen. Und es gibt jene, die lernen, dass Recht und Ordnung selten auf der Seite der Ausgebeuteten stehen. So auch Seok-heon aus Yeon Sanghos südkoreanischem Film »Psychokinesis« (2018). Statt für die Rettung der Welt kämpft er mit seinen telekinetischen Kräften für die Rettung des Hühnchenimbiss seiner Tochter. Dafür legt er sich mit den Schlägern eines Immobilienkonzerns und den Riot Cops der südkoreanischen Bereitschaftspolizei an.
Wo andere Superheld*innen schicke Uniformen tragen – man denke an den Batsuit oder die Iron-Man-Rüstungen – trägt Seok-heon eine alte graue Trainingsjacke und beige Hosen. Er scheint zunächst alles andere als eine Heldenfi gur zu sein: Als seine Tochter Ru-mi auf die Welt kam, ließ er Mutter und Kind sitzen – aus Angst, der Situation aufgrund hoher Schulden finanziell nicht gewachsen zu sein. Seither schlägt er sich mit einem lausigen Job als Wachmann einer Bank durch und bessert sich den miserablen Lohn auf, indem er am Arbeitsplatz Klopapier und Kaffeepulver mitgehen lässt. Er ist eine der zahlreichen, für das südkoreanische Kino typischen männlichen Losergestalten (iz3w 387). Einer, der vom dortigen Wirtschaftswunder abgehängt ist, ein Lämmchen im Tigerstaat.
Ein Held, der Sachen herumschleudert …
Das ändert sich mit einem Schluck Wasser aus einer Quelle, die mit einer außerirdischen Substanz verseucht ist. Seok-heon erhält die Fähigkeit, Objekte durch reine Willenskraft zu bewegen. Mit diesen telekinetischen Kräften eilt er seiner Tochter zu Hilfe, die gemeinsam mit einer nachbarschaftlichen Gruppe gegen das Bauunternehmen Taesan kämpft. Im Rahmen eines Projekts der ‚Stadtneuentwicklung‘ sollen die kleinen Geschäfte und Wohnungen in ihrer Nachbarschaft abgerissen werden und einem riesigen Einkaufszentrum weichen. A