Schwarze Vielstimmigkeit
Rezensiert von Christin Meusel
17.02.2024
Veröffentlicht im iz3w-Heft 401
In der Anthologie Neue Töchter Afrikas – 30 Stimmen versammelt Margaret Busby gemeinsam mit einem Team Schwarzer Frauen aus Deutschland Essays, Gedichte, szenischen Auszüge und Kurzprosa internationaler Schwarzer Schriftsteller*innen.
Die Schriftsteller*innen treten einem homogenisierenden Bild von Schwarzen Frauen entgegen
Die Autor*innen berichten von ihren Erfahrungen mit rassistischen Strukturen, Sexismus, dem kolonialen Erbe und den damit verbundenen generationenübergreifenden Wunden und Wirkmechanismen. Zugleich porträtieren sie intime Beziehungen, beschäftigen sich scharfsinnig mit Identitäten und Traditionen und schreiben von Freundschaft sowie »schwesterlichem Zusammenhalt«. Auch wenn die Autor*innen unterschiedliche Lebensmittelpunkte und Perspektiven in den Sammelband einbringen, so eint sie doch, wie Marion Kraft im Vorwort schreibt, ihre grenzüberschreitende »Annäherung an das persönliche und kulturelle Erbe Afrikas«. Der Sammelband vereint dabei Analogien und Synergien, aber auch Dissonanzen individueller und kollektiver Erfahrungswelten. Diese Auseinandersetzungen reichen von aktuellen Bezügen bis hin zur Aufarbeitung historischer kolonialer Gewaltpraktiken. Dabei nähern sich die Schriftsteller*innen auf unterschiedliche Weise ihrer afrikanischen Diaspora und treten einem oft homogenisierenden Bild von Schwarzen Frauen entgegen.
Lesley Lokko wirft in ihrem Essay »Nicht mehr als drei, bitte!« einen kritischen Blick auf den internationalen Literaturbetrieb. Dabei enttarnt sie Stereotype und Machtdynamiken und stellt, ähnlich wie Afua Hirsch in ihrem Essay, die Frage, was »Afrikanisch-sein« bedeutet. Sie kritisiert, dass ein Großteil afrikanischer Literatur außerhalb des Kontinents veröffentlicht wird und stellt die dringende Frage, für welche Leser*innenschaft diese Literatur zugänglich gemacht wird und an wen sie sich richtet. Im Nachwort geben die Übersetzerinnen Aminata Cissé Schleicher und Eleonore Wiedenroth-Coulibaly zudem Auskunft über die sprachlichen Anforderungen der vielfältigen Übersetzungsleistungen aus dem Englischen. Die regionalen, zeitlichen und kreativen Unterschiede sehen sie dabei nicht nur als Herausforderung, sondern auch als Möglichkeit des Lernens und des Einblicks in vielfältige literarische Formen.
Die stimmliche Vielfalt zeichnet ein facettenreiches Bild der afrikanischen Diaspora Schwarzer Frauen. Es ist den Mitwirkenden eindrucksvoll gelungen, die Diversität des literarischen Schaffens der Autor*innen abzubilden. Wahrlich eine »literarische Fundgrube«, wie Marion Kraft schreibt.