»Sklavenhandel war die wichtigste Einnahmequelle der Stadt«
Interview mit der Aktivistin Angélique Duijndam
Zum Jahrestag der Abschaffung der Sklaverei am 1. Juli 2023 tauchte in Vlissingen in der niederländischen Provinz Zeeland ein Denkmal an das Leid der Versklavten auf. Die iz3w sprach mit der Aktivistin Angélique Duijndam über die Aktion – und damit über die lokale Auseinandersetzung um die Erinnerung an die Sklaverei.
iz3w: Können Sie kurz auf die aktuelle Debatte über Kolonialismus und Sklaverei in Zeeland und insbesondere in Vlissingen eingehen?
Angélique Duijndam:Als ehemaliges Ratsmitglied der Stadt Vlissingen habe ich eine Untersuchung über die Rolle von Vlissingen in der Zeit der Sklaverei angeregt, mit dem Ziel, dass sich die Stadt für das entstandene Leid entschuldigt. Und ich forderte Reparationszahlungen für die Nachfahren von Versklavten. Der Stadtrat hat aber erst mal nur der Studie zur historischen Rolle Vlissingens zugestimmt. Die Ergebnisse machten deutlich, dass Vlissingen durch die Sklaverei reich wurde. Der Sklavenhandel war in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts die wichtigste Einnahmequelle der Stadt. Die Untersuchung zeigte auf, dass der Profit, den Vlissingen aus der Sklaverei schlug, viel höher war als angenommen. Die historische Verantwortung hat andere Dimensionen als erwartet.
Im Anschluss gab es eine größere Diskussion darum, dass sich die Stadt dieser Verantwortung stellen soll, dass es keine Ausreden geben darf. Einige Menschen aus Vlissingen wollten ein Denkmal an die Opfer der Sklaverei. Andere waren dagegen, weil diese schon lange her sei. Aber: Wir haben Denkmäler, die an die spanische Inquisition im 16. Jahrhundert erinnern. Daran erinnern wir – aber nicht an die Sklaverei in Vlissingen, die erst 150 Jahre her ist?
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