»Die Skelettstruktur erlaubt Veränderung«
Interview mit Goran Petrović über Spannbeton aus Jugoslawien
Als jugoslawische Erfindung wurde das IMS-Žeželj-System zuerst beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg verwendet. Darüber hinaus wurde es in mehreren der Blockfreien Staaten eingesetzt – bis heute. Der Clou: Durch die Skelettbauweise können sich IMS-Gebäude an die verschiedensten klimatischen und sozialen Bedingungen anpassen. Die iz3w hat mit dem Architekturingenieur Goran Petrović gesprochen. Er arbeitet am Institut für Materialtests (IMS) in Belgrad, welches den Zerfall Jugoslawiens überdauert hat.
iz3w: Woran erkennt man IMS-Gebäude?
Goran Petrović:Am einfachsten
erkennt man sie daran, dass sie in der Regel die schönsten und am
besten erhaltenen Gebäude sind. Die Skelettstruktur erlaubt den
Architekt*innen verschiedene Fassaden, Formen und Materialien
einzusetzen. Es gibt nicht diese Rigidität, wie sie sonst mit
vorgefertigten Strukturen verbunden wird. Man erkennt leicht, dass
es sich nicht um einen Plattenbau sowjetischen Typs handelt, mit
seinen riesigen geschalten Betonwänden, kleinen Fensteröffnungen
und den sich immer wiederholenden Formen. Auch die interne
Aufteilung ist veränderbar, je nachdem wie sich die Bewohner*innen
oder auch die Gesellschaft verändern.
Die Geschichte der IMS-Technologie ist eng
mit der Geschichte Jugoslawiens seit 1945 verknüpft. Kannst du
darüber etwas sagen?
Das Institut für Materialtests (IMS) wurde nach dem Zweiten
Weltkrieg gegründet, als das Land in Trümmern lag. Jugoslawien
forcierte den Wiederaufbau. Ein bekannter junger Ingenieur, Branko
Žeželj, wurde zum Leiter des Instituts ernannt. Die Regierung
stellte die notwendigen Gebäude und Ausstattung zur Verfügung. Die
Zahl der Mitarbeitenden stieg in nur zwei J