Das IMS-Pilotgebäude als Neubau in Havana im klassischen Stil
Das IMS-Pilotgebäude in Havana, Kuba | Foto: Archiv IMS-Insitut

»Die Skelett­struktur erlaubt Ver­änderung«

Interview mit Goran Petrović über Spannbeton aus Jugoslawien

Als jugoslawische Erfindung wurde das IMS-Žeželj-System zuerst beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg verwendet. Darüber hinaus wurde es in mehreren der Blockfreien Staaten eingesetzt – bis heute. Der Clou: Durch die Skelettbauweise können sich IMS-Gebäude an die verschiedensten klimatischen und sozialen Bedingungen anpassen. Die iz3w hat mit dem Architekturingenieur Goran Petrović gesprochen. Er arbeitet am Institut für Materialtests (IMS) in Belgrad, welches den Zerfall Jugoslawiens überdauert hat.

Das Interview führte Kathi King

23.02.2023
Veröffentlicht im iz3w-Heft 395
Teil des Dossiers Wohnen weltweit

iz3w: Woran erkennt man IMS-Gebäude?

Goran Petrović:Am einfachsten erkennt man sie daran, dass sie in der Regel die schönsten und am besten erhaltenen Gebäude sind. Die Skelettstruktur erlaubt den Architekt*innen verschiedene Fassaden, Formen und Materialien einzusetzen. Es gibt nicht diese Rigidität, wie sie sonst mit vorgefertigten Strukturen verbunden wird. Man erkennt leicht, dass es sich nicht um einen Plattenbau sowjetischen Typs handelt, mit seinen riesigen geschalten Betonwänden, kleinen Fensteröffnungen und den sich immer wiederholenden Formen. Auch die interne Aufteilung ist veränderbar, je nachdem wie sich die Bewohner*innen oder auch die Gesellschaft verändern.

Die Geschichte der IMS-Technologie ist eng mit der Geschichte Jugoslawiens seit 1945 verknüpft. Kannst du darüber etwas sagen?

Das Institut für Materialtests (IMS) wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet, als das Land in Trümmern lag. Jugoslawien forcierte den Wiederaufbau. Ein bekannter junger Ingenieur, Branko Žeželj, wurde zum Leiter des Instituts ernannt. Die Regierung stellte die notwendigen Gebäude und Ausstattung zur Verfügung. Die Zahl der Mitarbeitenden stieg in nur zwei J


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