Prekarität statt Dorfidylle
Wohnen ist im ländlichen Sahel eine ständige Herausforderung
Fehlende Stromversorgung, Wassermangel und fragile Hütten: Die Lebensverhältnisse der Landbevölkerung in der Sahelregion sind teilweise äußerst prekär. Die schwierigen Wohnsituationen hängen mit dem langjährigen Prozess der Marginalisierung ländlicher Regionen zusammen.
Zu den hartnäckigsten Vorurteilen gegenüber Afrika gehörte lange Zeit, dass die große Mehrheit der Menschen in einfachen Strohhütten leben würde. Postkoloniale Curricula begannen daher, die urbane Seite des afrikanischen Kontinents stärker hervorzuheben, häufig symbolisiert durch die Skylines der nach der Unabhängigkeit förmlich aus dem Boden geschossenen Megacities. So überfällig dieser Perspektivwechsel war, hat er neue Schieflagen hervorgebracht. Viele Menschen wollten nicht mehr wahrhaben, dass Afrika weiterhin ein ländlich geprägter Kontinent ist.
Wer heute von kleinbäuerlicher Landwirtschaft spricht, setzt sich dem Verdacht aus, romantisierende Klischees zu kultivieren. Nicht nur in postkolonialen Kreisen ist diese Haltung regelmäßig anzutreffen. Auch in der globalisierungskritischen Debatte wird seit Jahren das Ende des Bauerntums ausgerufen, meist in irrtümlicher Interpretation des Begriffs der Depeasantization (Entbäuerlichung). Der Begriff zielt zwar auch auf Urbanisierungsphänome, bringt jedoch in erster Linie den Umstand zum Ausdruck, dass sich die Einkommen kleinbäuerlicher Haushalte seit den 1970er-Jahren zunehmend diversifiziert haben – unter anderem durch Rücküberweisungen von Migrant*innen.
Überlappung von Stadt und Land
Vor diesem Hintergrund sei ausdrücklich betont, dass auf dem gesamten Kontinent rund 58 Prozent aller Menschen in ländlichen Regionen leben. Es liegt also durchaus nahe, die dortigen Wohnverhältnisse näher in den Blick zu nehmen. Um der Unter