Gütig und opferbereit?
Weibliche Handlungsmacht im patriarchalen Gefüge Kaschmirs
Frauen in Kaschmir wurden schon früh an der Waffe ausgebildet, um gegen die autokratischen Maharadschas zu kämpfen. Später kämpften sie für die Autonomie Kaschmirs vor allem gegen den indischen Staat. Dennoch sind sie mit einer auf Mütterlichkeit reduzierten Symbolik konfrontiert, die ihren feministischen Eifer im Umgang mit dem Patriarchat nicht erfasst. Mitunter stärken die in separatistischen Milizen kämpfenden Frauen die patriarchale islamistische Macht.
Friedensengel oder Krieger*innen? In bewaffneten Auseinandersetzungen wird Frauen immer noch oft die Rolle des Gewaltopfers zugeschrieben. In Südasien haben Frauen jedoch in den Reihen der tamilischen LTTE, einer separatistischen Bewegung in Sri Lanka, und im maoistischen Aufstand in Nepal eine wichtige Rolle gespielt, um nur zwei Beispiele zu nennen. Die Krieger*innen werden sichtbarer. Doch diese polarisierende Sichtweise von Frauen als – zugespitzt formuliert – Opfer oder Täterinnen, übersieht die Nuancen: In gewalttätigen Kontexten übernehmen Frauen oft weniger eindeutige, dazwischenliegende, aber ebenso relevante Rollen. Am Beispiel ihrer Rolle im bewaffneten Widerstand in Kaschmir lässt sich zeigen, wie sie ihre Belange und ihre Identität als muslimische Frauen in die Widerstandsgeschichte integrieren, ohne grundlegend mit patriarchal geprägten Rollen zu brechen.
Frauen hatten bereits in den 1930er-Jahren gegen die Dogra-Dynastie aufbegehrt
Als 1947 der Stadt Srinagar in Kaschmir die Eroberung durch eine Armee pakistanischer Kämpfer drohte, gründete sich in Jammu und Kaschmir das Women’s Self Defence Corps, eine Frauenmiliz der kommunistischen Partei National Conference. Inmitten der gewaltsamen Teilung Indiens propagierten die Frauen einen Kaschmir-Nationalismus und bildeten sich