Dämonisches Docutainment
Horror im westafrikanischen Kino
Nollywood, die drittgrößte Filmindustrie der Welt, setzt auf Just-in-time-Produktion und reagiert auf aktuelle gesellschaftliche Trends. Hexen, Flüche, böse Geister und Ritualmord. Die Zugehörigkeit dieser Horrormotive zur Sphäre der Fantasie ist in Nollywood-Produktionen nicht selbstverständlich. Das hat auch Auswirkungen auf die reale westafrikanische Gesellschaft.
Afrikanisches Filmschaffen entstand in Abhängigkeit von kolonialen Geldgeber*innen. Mit der Dekolonisierung entwickelte es eine eigene künstlerische Reife. Dafür stehen heute Namen wie Souleymane Cissé, Ousmane Sembene oder Jean-Pierre Bekolo. Auf afrikanischen Märkten ist dieses Intellektuellenkino jedoch trotz der zeitlosen Authentizität so gut wie unbekannt; jenseits von Filmfestivals konnte es allenfalls ein kleines Publikum gewinnen. Währenddessen sind Raubkopien aller erdenklichen Genres erhältlich: koreanische Romanzen, chinesische Vampirfilme, die neuesten großen Serien, Dokumentationen und vor allem: Nollywood. Geprägt in Nigeria und Ghana, bildeten sich in vielen subsaharischen Staaten Lokalformen aus. Nach den USA und Indien ist Nollywood die drittgrößte Filmindustrie der Welt.
Die Filme schließen dabei an die Kultur der Tanztheater an, die burleske Satiren, Dramen und Komödien vor dem Hintergrund von magischen Kreaturen, Gegenwelten und mystischen Zeiten entwerfen. Diesen traditionellen Darsteller*innen und Geschichtenerzähler*innen bot der Film ein Mittel und einen Markt. Handkameras machten die Produktionsmittel für Filme so erschwinglich, dass auch ein außerakademisches Filmschaffen ohne staatliche Förderung entstehen konnte. Es reagierte flexibel auf Stimmungsschwankungen und produzierte just in time. Der Nachteil war eine niedrige Produktionsqualität. Investiert wird nicht in CGI-Effekte, in
