Sie wissen wie es ist, auf der Flucht zu sein
Interview über »Echoes from Borderland«
Der Film »Echoes from Borderland« erzählt von der Situation an der bosnisch-kroatischen EU-Außengrenze. Dort sitzen tausende Flüchtende fest. So auch die 15-Jährige Nahid, die mit ihrer Familie aus Afghanistan vor den Taliban auf der Flucht ist. In Bosnien trifft sie auf Menschen, die selbst noch mit den Kriegserfahrungen aus den 1990er-Jahren kämpfen. Die iz3w sprach mit der Regisseurin Lara Milena Brose über ihren Film und die Dreharbeiten in Velika Kladuša in Bosnien.
iz3w: Dein Film spielt an einer europäischen Außengrenze und verhandelt zwei Ebenen – das Afghanistan der Gegenwart und das zerbrechende Jugoslawien der Vergangenheit. Sprechen die Menschen in Bosnien in ihrem Alltag über ihre eigenen Kriegserfahrungen?
Lara Milena Brose:Ich war in den letzten zehn Jahren an sehr vielen Außengrenzen aktiv. In Bosnien ist die Situation sehr spezifisch, die psychologischen Mechanismen sind ganz andere. Einerseits gibt es eine extreme Abwehr, auch gegen die Flüchtenden. Andererseits gibt es eine riesige Hilfsbereitschaft, die über eine akute Hilfe hinausgegangen ist. Es ist deutlich, dass viele Menschen vor Ort regelrecht mit den Flüchtenden mitfühlen. In den Zusammentreffen sind die Kriegsgeschichten immer wieder hochgekommen. Vor allem Frauen haben einfach erzählt, weil sie wissen, wie es ist, auf der Flucht zu sein. Sie sagten immer wieder: »Wir können uns das vorstellen.«
Erstmals aufmerksam darauf wurde ich über die Feuerwehr, die im Film zu sehen ist. Ein junger kurdischer Mann war im Grenzfluss ertrunken und ich habe dann den Bosnier Elvir – der auch im Film zu sehen ist – gefragt: »Was passiert denn da an diesem Fluss? Wen ruft man, wenn jemand zu ertrinken droht?« Er ist mit mir zur Feuer