Maschinenfetisch und Coming-Out
Sexuelle Emanzipation im Body Horror
Im Body Horror werden Körper entstellt und verwundet. Aber nicht immer bedeutet das Zerstörung. Der japanische Kultstreifen »Tetsuo. The Iron Man« und der französische Film »Titane« inszenieren das harsche Zusammentreffen menschlicher und maschineller Körper als grotesken Liebesakt jenseits der Heteronormativität.
Ein lasziver Groove, Saxophon. Locker schweift die Kamera über die Frontseite des Autos. Fast vergisst man, dass gerade ein Mensch angefahren wurde. Der Zusammenstoß von Körper und Metall – sinnlich inszeniert wie ein Kuss auf volle Lippen. Kein Wunder, so wird der Angefahrene auch »Metall-Fetischist« genannt. Er wird den Zusammenstoß zum Anlass nehmen, den unbedarften Fahrer des Wagens langsam in seine Welt der Mensch-Maschinen-Fusionen zu entführen. Eine Lovestory zwischen Mensch und Metall, zwischen Mann und Mann steht im Mittelpunkt von Shinya Tsukamotos Cyberpunk- und Body Horror-Film »Tetsuo: The Iron Man« von 1989. In seinem lesenswerten Buch »Tokyo Cyberpunk« (2010) nennt Steven T. Brown den Kult gewordenen Experimentalfilm aus Japan liebevoll »cyberpunk’s first coming-out film«.
Führt das Zusammentreffen von Mensch und Maschine in »Tetsuo« zur homosexuellen Vereinigung zweier Männer, will Alexia, Hauptfigur des Body Horror-Films »Titane« (FR, 2021), generell nichts von Menschen wissen. Lieber hat sie Sex mit einem Cadillac. Während einer Autoshow und vor den geifernden Blicken der Männer räkelt sie sich als Showgirl noch auf der Motorhaube des Wagens. Nach der Show steht sie dem Auto nackt in einer Halle gegenüber, im geisterhaft blendenden Licht der Scheinwerfer.
Lieber hat sie Sex mit einem Cadillac
Bestimmt schreitet Alexia auf den Wagen zu, steigt ein. Das seltsam belebte Auto beginnt zu wippen. Wie