Bloß keine Aufstände
Dark Tourism stellt den Status Quo nicht infrage
Blutvergießen, Tragödien, Mord, Gewalt und Grausamkeiten – die Aufstände und Revolten marginalisierter Gruppen erfüllen eigentlich alle Merkmale, um Dark Tourism-Reiseziele zu sein. Doch sie werden nicht unter diesem Label verhandelt. Auch fehlt es generell an Denkmälern und Gedenkorten für das Aufbegehren Versklavter, Kolonisierter und Indigener.
Dark Tourism beschreibt eine Nische im Reisesektor, die mit dem Tod in Verbindung gebracht wird. Inzwischen ist der Begriff in die Umgangssprache eingegangen und nicht nur mehr in akademischen Kreisen geläufig. Davon zeugen zahlreiche Blogs, eine Netflix-Serie (Seite 22), Referenzen in Filmen, Wikipedia-Artikel, journalistische Publikationen wie National Geographic und Reisebroschüren. Sie zeigen, dass der Begriff zu etwas geworden ist, mit dem wir Desaster, Gräueltaten und anderweitiges Versagen der menschlichen Natur verhandeln.
Diese Narrative haben Dark Tourism weitaus attraktiver gemacht als es seine konkreten, spezifischen Beispiele sind. Doch der Begriff ist auch umstritten: verschiedene Arten zu Reisen und eine Vielzahl von Reisezielen werden darunter verhandelt, welche nicht mehr gemeinsam haben als einen losen Bezug zum Tod. Die Schlachtfelder der ‚Tapferen‘, die Internierung von Opfern, die Gedenkstätten für verehrte Tote oder die Orte tragischer und makabrer Berühmtheiten werden alle unter dem Begriff Dark Tourism zusammengefasst. Das fragwürdige Vergnügen, etwas über Serienmörder zu erfahren, fiele ebenso darunter wie der Besuch von Friedhöfen fernab des eigenen Wohnorts.
Umschiffte Erinnerung
Es stellt sich jedoch die Frage, warum es in den wissenschaftlichen und öffentlichen Diskussionen zu Dark Tourism kaum um Stätten und Ereignisse geht, die mit der Infragestellung des herrschenden Status Quo, der