
Vergangener Ruhm und moderne Sklaverei
Zum Geburtstag der Türkei steht erinnerungspolitischer Streit an
Zum hundertsten Jubiläum der Türkischen Republik ist das Land erinnerungspolitisch zerstritten. Nach der gewonnenen Präsidentschaftswahl spinnt die AKP-Regierung ihre neoosmanischen Mythen fort: Die Türkei sei historisch zur regionalen Großmacht bestimmt. Die ältere und jüngere Geschichte der Sklaverei des Landes stört bei diesem Narrativ.
Bei der Stichwahl um das Präsidentenamt in der Türkei am 28. Mai 2023 setzte sich Amtsinhaber Recep Tayyip Erdoğan von der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP mit 52 Prozent gegen den Herausforderer Kemal Kilicdaroglu (CHP) durch. Damit regiert der als autokratisch kritisierte Erdoğan mit seiner Regierungskoalition, welche außer der AKP die ultranationalistische MHP und die islamistischen Kleinparteien YRP und Hüda Par umschließt, für weitere fünf Jahre. Der durch Wahlen legitimierte Abbau von Grundrechten wird seinen Fortgang nehmen. Zur Herrschaftslegitimation wird sich Erdoğan weiter eines islamisch-konservativen Nationalismus bedienen, der sich weniger auf die republikanische Türkei des Staatsgründers Mustafa Kemal, sondern mehr auf die Kulturgeschichte des Osmanischen Reichs bezieht.
Im hundertsten Jubiläumsjahr der Republik Türkei lohnt sich der Blick auf den Umgang der AKP-Regierung mit der jüngeren Geschichte der Republik und der älteren des Osmanischen Reichs. 1923 wurden im Vertrag von Lausanne nach dem Türkisch-Griechischen Krieg die Grenzen der Türkei festgelegt, wie sie bis heute bestehen. Mustafa Kemal Atatürk (diesen Namen erhielt er erst in den 1930er-Jahren) rief am 29. Oktober 1923 die moderne Republik aus und wurde deren erster Präsident. Das Sultanat und Kalifat wurde abgeschafft.
Wie im Osmanischen Reich werden auch heute Menschen zur Arbeit gezwungen
Die AKP pr