»Jedes Gebäude muss Katastrophen standhalten«
Interview mit Yasmeen Lari über den Wiederaufbau in Pakistan
Nach der Flutkatastrophe im Sommer 2022 sind weite Teile Pakistans zerstört, der Wiederaufbau stockt und viele Menschen leben in behelfsmäßigen Unterkünften. Der Ansatz der Heritage Foundation Pakistan und ihrer Gründerin Yasmeen Lari setzt auf einen nachhaltigen Wiederaufbau und auf Bauweisen, die sich betroffene Menschen selbst aneignen können. Lari ist die erste Architektin Pakistans. Derzeit ist sie Gastprofessorin für nachhaltiges Design an der Universität Cambridge.
iz3w: Können Sie uns einen Überblick über die Situation in den Überschwemmungsgebieten geben?
Yasmeen Lari:Die Auswirkungen des Klimawandels könnten nicht gravierender sein als nach der landesweiten Flutkatastrophe, die Pakistan im Sommer 2022 verwüstete. Ein Drittel des Landes, was der Größe des Vereinigten Königreichs entspricht, wurde von den Wassermassen überflutet. 33 Millionen Menschen verloren ihr Zuhause. Pakistan ist besonders gefährdet von Überschwemmungen, da ein Großteil des Gebiets auf Verwerfungslinien oder im Bereich schmelzender Gletscher liegt.
Nach früheren Flutkatastrophen wurden meist Materialien wie Betonblöcke, Stahlträger und gebrannte Ziegel für den Wiederaufbau genutzt. Das ist mit großen Treibhausgasemissionen verbunden und die betroffenen Menschen selbst waren nicht am Aufbau beteiligt. Solche Maßnahmen fördern Abhängigkeitsstrukturen, die auf dem postkolonialen westlichen Hilfsmodell beruhen und lassen traditionelle, emissionsarme Bauweisen sowie die notwendige Partizipation der Betroffenen außer Acht. Die neuen Bauweisen werden oft als Chance in der Not deklariert. Dabei sind sie nicht nachhaltig. Pakistan leidet nach wie vor an einer steigenden Ungleichheit. Mindestens 50 Prozent der pakistanischen