Das Monster und der Ehemann als Doppelbelastung
Argentinischer Horror bei Mariana Enríquez
Die Horrorliteratur Argentiniens ist ein Exportschlager. Ihre bekannteste Vertreterin ist die Autorin Mariana Enríquez. Deren Kurzgeschichten und Romane präsentieren ein Land, das mit den politischen Verbrechen der Vergangenheit kämpft – und mit einer prekären wirtschaftlichen Gegenwart.
Plötzlich sind sie wieder da: Die Kinder und Jugendlichen, an deren Gesichter sich die Menschen in Buenos Aires nur vage, von Vermisstenanzeigen, erinnern. Fast gleichzeitig tauchen sie in den Parks der Stadt auf. Auch die Kinder, die bereits begraben sind, kehren leibhaftig zurück.
Wohin mit den Aparecidos, den Aufgetauchten? Diese Frage treibt in der Kurzgeschichte »Die Wiederkehr der Kinder« der argentinischen Autorin Mariana Enríquez die Menschen in Buenos Aires in den Wahnsinn. Denn mit den Vermissten kehrt die verdrängte Frage nach der Schuld wieder; und warum eine Gesellschaft sich mit ihrer Abwesenheit arrangierte. So führen die familiären Wiedervereinigungen nicht ins Glück, sondern in die Psychiatrie oder den Selbstmord der Eltern. Schonungslos legt Enríquez in ihren Gruselgeschichten den Finger in die politischen und sozialen, aber auch in die privaten und biografischen Wunden der argentinischen Gesellschaft. Die Schauerliteratur boomt in Lateinamerika und die Mehrheit der Autor*innen sind Frauen, wie etwa die argentinischen Autorinnen Samanta Schweblin oder Agustina Bazterrica.
Der Horror der Postdiktatur …
Mariana Enríquez (*1973) erlebte eine Kindheit in der Militärdiktatur (1976 -1983), von der sie selbst sagt: »Meine Vorstellung davon, was in jenen Jahren vor sich ging, ist nicht rational, sondern etwas, das ich unter der Haut trage, eine archaische, vererbte, familiäre, klaustrophobische Angst.« In ihrer Jugend beginnt das Land, das zur Demokratie zurückgek