Autoritär gelöst?
In Ecuador eskaliert der angebliche Krieg gegen das Verbrechen
Ecuador hat sich in den vergangenen Jahren zum wichtigsten Exportland für Kokain aus Südamerika entwickelt. Nicht nur die Veränderungen im internationalen Drogenhandel, sondern auch der neoliberale Rückzug des Staates und die politische Krise der letzten Jahre haben dazu geführt. Präsident Daniel Noboa hat den Verbrechern den Krieg erklärt und zeigt dabei seine autoritären Ambitionen.
Für Alejandro Trejo kommt die Gefahr aus allen Richtungen. Er ist Kakaobauer und Selbstversorger in der Küstenstadt Musine in der im Nordwesten Ecuadors gelegenen Provinz Esmeraldas. »Niemand geht mehr zu seiner Plantage, niemand kann arbeiten, niemand geht vor die Tür.« Die Angst, in der aktuell angespannten Sicherheitslage für einen Kriminellen gehalten zu werden und vom Militär irrtümlich verhaftet oder gar umgebracht zu werden, ist groß. Seit Präsident Daniel Noboa am 9. Januar 2024 22 kriminelle Banden zu Staatsfeinden erklärt und den Kriegszustand verhängt hat, vermeiden es die Menschen in der Region so gut wie möglich ins Kreuzfeuer des Konflikts zu geraten.
Den progressiven Gegenentwurf zu Noboas Politik gibt es bisher nicht
Lange Zeit galt Ecuador als eines der sichersten Länder Lateinamerikas. Für internationale Schlagzeilen sorgte vielmehr das Nachbarland Kolumbien. Aufgrund des zunehmenden Drucks der kolumbianischen Behörden auf die illegale Ökonomie im Rahmen des »Plan Colombia« von 1999 erfolgte eine allmähliche operative Verschiebung: Immer mehr Akteur*innen verlagerten ihre kriminelle Aktivität auf die andere Seite der Grenze. Als weiterer Katalysator kann der kolumbianische Friedensprozess von 2016 und die Entwaffnung der Guerilla FARC-EP gelten, was eine Leerstelle in der Organisation der Produktions- und Verteilketten des Kokaingesch�