Flucht und Selbstbild
Rezensiert von Caroline Günther
10.12.2024
Der Roman Morgen ein Anderer beschreibt die Geschichte einer Flucht und die Auswirkungen von Gewalt, Armut, Unsicherheit und Perspektivenlosigkeit auf die eigene Identität. Weil Dawoud um sein Leben fürchtet, sieht er sich gezwungen sein Geburtsland Eritrea zu verlassen. Er begibt sich auf eine gefährliche Reise durch Nordafrika und Israel, bei der er sich selbst immer wieder von Grund auf neu erfinden muss. Sein Aufbruch erfolgt nicht freiwillig, einen Zielort und eine Hoffnung gibt es nicht. Damit steht die fiktive Geschichte stellvertretend für die vielen Einzelschicksale von Menschen, die während ihres Versuchs, in ein sicheres Leben zu gelangen, alles verlieren, in erster Linie ihre Würde und ihren Anspruch auf die Einhaltung der allgemeinen Menschenrechte. Wer noch nie Literatur aus Eritrea gelesen hat und Haji Jabir dabei begleiten will, sein Heimatland aus der kulturellen Isolation zu befreien, sei ermuntert, jetzt damit zu beginnen.