Stadt statt Camp
Wie wohnen Geflüchtete in Jordanien und im Libanon?
Menschen auf der Flucht und Menschen, die aufgrund existenzieller Problemlagen migrieren: Das sind klassische Akteur*innen von Verstädterungsprozessen. Ein Blick nach Jordanien und in den Libanon zeigt, wie heute Städte von Geflüchteten besiedelt und mitbeeinflusst werden.
Im Jahr 2022 gab es weltweit rund 100 Millionen Geflüchtete. Das ist eine nie dagewesene Zahl unfreiwillig Vertriebener. Was wird aus ihnen? Die erste Frage ist die nach einer Bleibe. In klassischen Camps, die man bei diesem Thema zunächst vor Augen hat, wohnt nur ein kleiner Teil der Geflüchteten. Fast zwei Drittel der weltweit Vertriebenen lebt hingegen in Städten. Welche Wohnformen gibt es dabei für die Geflüchteten im urbanen Raum? Wie wirken sich diese auf die Stadtviertel aus?
Die Problematik von Flucht und Wohnen manifestiert sich heute im urbanen Raum. Das war nicht immer so. Im letzten Jahrhundert lag der Fokus auf Flüchtlingscamps auf dem Land, insbesondere während des Kalten Kriegs nahm deren Zahl zu. Bis 1980 hatte sich auch die UNHCR als Flüchtlingskommission der Vereinten Nationen einen Namen gemacht mit ihren zahlreichen, weltweit errichteten Camps. Meist handelt es sich dabei um Notaufnahmelager im Grenzgebiet zu dem Staat, aus dem die Menschen geflohen sind. Diese Form der Unterbringung verhindert die Integration von Geflüchteten und erleichtert die Umsiedlung oder Abschiebung.
Ein Flüchtlingscamp als Stadt in Za’atari
Manche der Flüchtlingscamps sind dabei selbst zu kleinen Städten herangewachsen. Eines davon ist Za'atari in Jordanien, das seit 2012 für die Unterbringung von 80.000 Syrer*innen sorgt. Es ist das größte Notaufnahmelager der UNHCR in Westasien und Nordafrika (WANA) und hat 32 Schulen, acht Kliniken und 58 Gemeinschaftszentren (unter anderem mit Kindergärte