Drei Personen mit Handys beim Jahrestreffen der Tuareg-Diaspora in Frankreich
Beim Jahrestreffen der Tuareg-Diaspora in Europa. Evreux/Frankreich 2016 | Foto: Ronald Niezen

Massaker und Migration

Indigenität bei den Tuareg

Beim Begriff »Indigene Identität« denken viele an Native Americans, vielleicht auch an Aborigines oder Maori. Nur wenigen kämen dabei die Tuareg in der Zentralsahara in den Sinn. Seit den 1990er-Jahren nehmen deren Anführer*innen eine führende Rolle unter den afrikanischen Delegationen bei Treffen Indigener Bevölkerungsgruppen bei den UN ein.

von Ronald Niezen

25.06.2023
Veröffentlicht im iz3w-Heft 397
Teil des Dossiers Identitätspolitik

Die Ansprüche Indigener Gruppen in Afrika auf eigene Rechte und Anerkennung gehen mit der Entwicklung einer neuen globalen Identitätskategorie einher: Der Begriff »Indigene Gesellschaften« verdankt seine Popularität dem Konzept der Indigenität im internationalen Recht. Viele dieser Gruppen sind marginalisiert und sehen ihre Lebensweise bedroht, deshalb wollen sie in Bezugnahme auf den Begriff der Indigenität eine bessere Verhandlungsposition beim Kampf um Rechte erreichen.

Unter den Tuareg, die sich selbst Kel Tamashek nennen, gibt es jedoch keinen Konsens über ihre Haltung zu Menschenrechten und zum Völkerrecht. Rivalisierende Gruppen streiten sich seit Menschengedenken um Territorium, Wasserrechte und Politik. Eine weitere Konfliktlinie verläuft zwischen den Aktivist*innen, die sich auf das Konzept der Indigenen Identität beziehen, und jenen, die sich zum Dschihad bekennen.

Al Faqi Al Mahdi, einer der Anführer der dschihadistischen Tuareg-Miliz Ansar Dine, verantwortete 2012 die teilweise Zerstörung des UNESCO-Kulturerbes in der malischen Hauptstadt Timbuktu. Vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag wurde er deshalb 2016 zu neun Jahren Haft verurteilt. Al Hassan Ag Abdoul Aziz, ebenfalls Mitglied von Ansar Dine, steht heute vor demselben Gericht – wegen seiner Beteiligung an den Gräueltaten während der Besetzung Timbuktus. In der medialen Berichterstattung über die Tuareg geht es häufig um letztere Fraktion. Hier sol

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