Die Killing Fields-Tour
Nur wenige Gedenkstätten in Kambodscha erinnern an die Gräueltaten der Roten Khmer
Die Aufarbeitung des Pol Pot-Regimes ist keinen geradlinigen Weg gegangen. Die zwei bekanntesten Orte, an denen die Roten Khmer systematische Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen, werden von Kambodschaner*innen und wesentlich mehr internationalen Tourist*innen besucht. Nun sollen die Gedenkorte UNESCO-Kulturerbe werden.
Es gibt sie. Rote Kleinbusse mit der Aufschrift The Killing Fields Tour. Wer dort einsteigt, wird das Tuol Sleng Genocide Museum besuchen, das ehemalige Büro S-21 im Herzen der Stadt Phnom Penh. Auch Choeung Ek, die ehemalige Mordstätte von S-21 am Stadtrand, rund 15 Kilometer vom Zentrum entfernt, ist Teil der Tour. In den Jahren vor der Corona-Pandemie haben bis zu 500.000 Menschen jährlich die beiden Gedenkorte besucht. Rund 85 Prozent von ihnen kamen aus dem Ausland, aus fast allen Teilen der Welt: China, Vietnam, Thailand, Japan und Korea, gefolgt von Amerikaner*innen, Australier*innen und Europäer*innen. Die meisten internationalen Besucher*innen reisen jedoch individuell oder in kleinen Gruppen mit dem Tuktuk an, dem ortsüblichen offenen Motortaxi.
Die Mehrzahl der Kambodschaner*innen kommt im Rahmen organisierter Schul- oder Gruppenbesuche. Geschichte am Ort des Geschehens und damit aus nächster Nähe zu erfahren, diesen Beweggrund teilen alle Besucher*innen. Die Orte scheinen zu versprechen, eine bessere Vorstellung und ein klareres Verständnis des Geschehenen zu erhalten. Wie kambodschanische und internationale Besucher*innen diese Orte interpretieren, darüber gibt es keinen – jedenfalls nicht von den Gedenkstätten – organisierten Austausch. Doch es kommt immer wieder zu lebhaften Diskussionen zwischen den lokalen Tourguides und den ausländischen Gästen. Eintragungen in den Besucherbüchern lassen erahnen, wie spannend dieser Austausch wäre.